Zusammenfassung
Von den poetischen Kindern der Restaurationsperiode, deren Kraft durch die elektrischen Schläge des Jahres 1830 nicht gelähmt wurde, und deren Ruhm sich erst in der gegenwärtigen Literaturepoche begründete, zeichnen sich drei durch eine bezeichnende Ähnlichkeit aus: Immermann, Chamisso und Platen. Bei allen dreien eine ungewöhnliche Individualität, ein bedeutender Charakter und eine Verstandeskraft, die ihr poetisches Talent zum mindesten aufwiegt. Bei Chamisso herrscht bald Phantasie und Gefühl vor, bald der berechnende Verstand; in den Terzinen besonders ist die Oberfläche durchaus kalt und verständig, aber man hört das edle Herz darunter pochen; bei Immermann bekämpfen sich diese beiden Eigenschaften und bilden jenen Dualismus, den er selbst anerkennt und dessen äußerste Spitzen seine starke Persönlichkeit wohl zusammenbiegen, aber nicht vereinen kann; bei Platen endlich hat die poetische Kraft ihre Selbständigkeit aufgegeben und findet sich leicht in die Herrschaft des mächtigen Verstandes. Hätte Platens Phantasie sich nicht anlehnen können an diesen Verstand und seinen großartigen Charakter, er wäre nicht so berühmt geworden. Darum vertrat er das Verstandes-mäßige der Poesie, die Form, und darum ward ihm sein Wunsch nicht gewährt, mit einem großen Werke seine Laufbahn zu beschließen.
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Mayer, G. (1920). Platen. In: Mayer, G. (eds) Friedrich Engels Schriften der Frühzeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94435-2_7
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