Zusammenfassung
Die „Befreiung der Geisteskranken von ihren Ketten“durch Philippe Pinel in Paris im Laufe der Französischen Revolution hat Symbolkraft erlangt. Der Tenor der Berichte, die darüber erschienen, dramatisch und bewegend zugleich, hat dazu beigetragen, den Namen von Pinel unauflöslich mit diesem Akt zu verbinden. Doch die Wirklichkeit ist nuancierter. Wenn Pinel einen herausragenden Platz in der Geschichte der Psychiatrie einnimmt, so deshalb, weil er endgültig die Geisteskrankheiten in den Bereich der Medizin einführte: Die Veröffentlichung seiner „Philosophischen Abhandlung über die Geisteszerrüttung“im Jahre 1801 ist von Hegel mit Recht als ein entscheidender Augenblick in der Geschichte der Menschheit gefeiert worden. Seine übrigens unbestreitbare Rolle bei der Humanisierung der Situation der Kranken ist hingegen verformt worden, um eine „légende dorée“zu erreichen, die im Laufe des 19. Jahrhunderts begründet wurde und die man als den „Mythos Pinel“ bezeichnete.
Aus dem Französischen übertragen von Ulrike Evers, Hannover. Das Gemälde ist auf der Innentitelseite abgebildet.
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Literatur
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Pichot, P. (1991). Zum „Mythos Pinel“. In: Pöldinger, W., Wagner, W. (eds) Ethik in der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93487-2_1
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