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Akute Infektionskrankheiten

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Zusammenfassung

Überblickt man über ein Jahrtausend hin zurück die Linie der mutmaßlichen Sterblichkeit, die uns keine Statistik kündet, sondern höchstens einige vereinzelte geschichtliche Überlieferungen ahnen lassen, so ergibt sich doch mit einer an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit eine stete Abnahme der Sterblichkeit an epidemischen und endemischen Krankheiten, die im engen Zusammenhange mit der kulturellen Entwicklung der Völker des westeuropäischen Kulturkreises steht. Noch bis an die Schwelle der Neuzeit waren die akuten Infektionskrankheiten wohl die häufigste Todesursache überhaupt, während sie heute von diesem Platze weit entfernt sind. Eine graphische Darstellung, in der E. Eoesle auf dem internationalen Dresdener Hygienekongreß im Jahre 1911 die bis auf das Jahr 1500 zurückreichende Sterblichkeit der Stadt Augsburg nach ununterbrochen erhaltenen Kirchenbüchern dargestellt hat, zeigt deutlich, wie die Linie des Todes den Charakter des zackigen Auf- und Absteigens, den ihr die stets sich wiederholenden Seuchen aufdrücken, allmählich verliert, um erst im neunzehnten Jahrhundert die ruhige Stetigkeit anzunehmen, die uns heute selbstverständlich erscheint.

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Literatur

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  2. Einführung der Impfung im Heere durch Order vom 16. Juni 1834.

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  3. Erlaß des Reichsimpfgesetzes, das am 1. April 1875 in Kraft trat.

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  4. So z. B. nicht in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Denn sonst könnte nicht Sieveking in der Dtsch. med. Woch., 1922, S. 266, mitteilen, daß.in 24 Staaten Nordamerikas mit zusammen 64 Mill. Einwohnern im ersten Halbjahr 1921 18374 Fälle von Pocken ohne jeden Todesfall zur Meldung kamen, während in der entsprechenden voraufgehenden Berichtszeit 16311 mit 1 Todesfall gemeldet wurden. Diese Letalität von 1 zu 34000 ist nur verständlich, wenn man annimmt, daß nicht alle gemeldeten Fälle echte Pocken gewesen sind, mindestens die Windpocken miteingerechnet wurden. Wenn solche Pockenstatistik noch im Jahre 1922 herausgegeben und weiterberichtet wird, was mag wohl in früheren Zeiten an nicht hierher gehörigen Krankheitsfällen mit untergelaufen sein!

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  5. An der Entscheidung dieser Frage hat über die praktischaktuelle Seite hinaus die sozialpathologische und sozialhygienische Forschung ein besonderes Interesse. Denn diesbezügliche statistische Untersuchungen würden die medizinische Statistik, die unter der bakteriologischkontagionistischen Ära bei uns stark vernachlässigt worden ist, auch in der Seuchenlehre wieder in die Stellung einsetzen, die ihr hier gebührt. Schon einmal hat Gottstein in einer klassischen Arbeit (Die Periodizität der Diphtherie, 1906) nachgewiesen, daß die Veränderung der Sterblichkeit an akuten Infektionskrankheiten Gesetzen folgt, die von der spezifisch ärztlichen Betätigung unabhängig sind. Später hat Friedberger (Zur Frage der Typhus- und Choleraschutzimpfung, Ztschr. f. Immunitätsforschung, 1919, Bd. 28) den Beweis erbracht, daß die Behauptung des günstigen Einflusses der Schutzimpfung gegen Typhus und Cholera im Kriege einer statistischen Prüfung nicht standhält, sondern nur vorgetäuscht wird. Es ist nicht völlig auszuschließen, daß eine Untersuchung der Pockensterblichkeit nach ähnlichen kritischen Grundsätzen uns lehren wird, daß Impfzwang und Verschwinden der Pocken in manchen Ländern Parallelerscheinungen sind, zwischen denen kein kausaler Zusammenhang besteht.

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  6. Anm. b. d. Korr. Gegen obige Auffassung wenden sich einige kürzlich erschienene Arbeiten, so von A. Gins und von F. Prinzing (D. m. W. 1912, Nr. 48), ohne jedoch durch das beigebrachte statistische Material, das durchweg mit für epidemiologische Zwecke zu kleinen Zahlen arbeitet, überzeugen zu können. Das gilt namentlich auch von einer Arbeit von B. Heymann und A. Gaedertz (Zeitschr. f. Hyg., 1922, Bd. 98), die ein umfangreiches Material über die Handhabung des Impfgeschäftes aller wichtigen Staaten sammelt und übersichtlich anordnet. Im Gegensatz zu den Ansichten der Verfasser dürfte jedoch eine voraussetzungslose und ungezwungene Deutung des dargebotenen Materials die Skepsis über die ausschlaggebende Bedeutung des Impfzwanges bei der Austreibung der Pocken aus den führenden Kulturländern nur vergrößern und die Zulässigkeit der Gewissensklausel zur Milderung der deutschen Zwangsimpfung billigen helfen. Gerade von diesem Gesichtspunkte aus ist die Lektüre der umfangreichen Arbeit auch an dieser Stelle angelegentlich zu empfehlen.

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  10. Unter „Leipziger Krankheitsstatistik“ sind hier und im folgenden immer die im Statistischen Amte des Reiches unter P. Mayet bearbeiteten und im Jahre 1910 in vier Bänden herausgegebenen „Untersuchungen der Krankheits- und Sterblichkeitsverhältnisse nach Geschlecht, Alter und Beruf in der Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend“ zu verstehen, die nahezu eine Million männlicher und mehr als eine Viertelmillion weiblicher Personen während der Beobachtungszeit eines Jahres umfassen.

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  20. In Dänemark hat Th. Sörensen in einer Arbeit, die im folgenden noch mehrmals erwähnt werden wird (De ökonomiske Forholds og Beskjæftigelsens Indflydelse paa Dödeligheden. I–II. Kopenhagen 1884, stets hier zitiert nach Westergaard, Lehre von der Mortalität und Morbidität. (Jena 1901), die dänische Bevölkerung in drei Wohlhabenheitsgruppen zerlegt und danch die Todesursachen gruppiert. Nach Westergaard (S. 477) hat er „in der ärmsten Arbeiter, Gesinde, Personen in Armenpflege zusammengefaßt, in der zweiten subalterne Beamte und Offizieren, Lehrer, Kontoristen, Handelsgehilfen, Kleinhändler, Handwerksmeister, in der dritten endlich höhere Beamte und Offiziere, Ärzte, Anwälte, Großhändler, Rentiers usw. Diese Teilung führte er nun durch, indem er die offizielle Volkszählung von 1870 und die Totenscheine von 1865–1874 bearbeitete; die Sterblichkeitskoeffizienten fand er, indem er die zehnfache Volkszahl als angenähert richtigen Ausdruck der durchlebten Zeit auffaßte. Im ganzen lagen für Kopenhagen 20847 Todesfälle vor, für die Provinzstädte 22129. “ Nachdem Westergaard die Tabelle über die epidemischen Krankheiten nach der Statistik Sörensens mitgeteilt hat (S. 480), resumiert er: „Trotz der vielen Unregelmäßigkeiten wegen der starken Begrenztheit des Materials gewinnt man doch den Eindruck, daß die epidemischen Krankheiten die sonst bevorzugten Klassen nicht besonders verschonen. Unterscheidet man die 2. und 3. Gruppe, so erhält man für Männer zusammen in der 2. Gruppe 306 berechnete Todesfälle und genau ebensoviele beobachtete, in der 3. Gruppe 127 bzw. 130, also ebenfalls fast dieselben Zahlen; für die Frauen hat man in der 2. Gruppe 426 beobachtete, 447 erwartete Fälle, in der 3. 216 bzw. 194. “ Wie wir später sehen werden, sind nach der Statistik von Sörensen bei anderen Krankheiten die Unterschiede in den Wohlhabenheitsklassen bedeutend größer.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Grotjahn, A. (1923). Akute Infektionskrankheiten. In: Soziale Pathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93039-3_2

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