Vitamine

Zusammenfassung

Noch bis zur Zeit Justus von Liebig waren die Kenntnisse über die Ernährung von Mensch und Tieren über primitive Erfahrungen nicht hinausgekommen. Erst nach der ungeahnten Entwicklung der Chemie seit Liebig und der Nutzbarmachung der chemischen Methoden für die Erforschung des Ernährungsvorganges kann von einer eigentlichen Ernährungsphysiologie gesprochen werden, die dann einen raschen Ausbau erfuhr. Schon Liebig erkannte Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette und auch gewisse Mineralstoffe als wesentliche Bestandteile der Nahrung. Nachdem dann durch Carl von Voit und Max Rubner die erforderlichen Mengen eines jeden dieser Nährstoffe als Baumaterial und ihre Brennwerte ermittelt worden waren und Rubner ihre gegenseitige Vertretungsmöglichkeit als Betriebsmaterial im Isodynamiegesetz niedergelegt hatte, schien es fast, als sei die Ernährungsphysiologie zu einem gewissen Abschluß gekommen. Als man aber versuchte, Tiere längere Zeit mit künstlichen Mischungen gereinigter Nährstoffe zu erhalten, die nach der damaligen Ansicht alles einschlossen, was zum Leben notwendig war, machte man die Erfahrung, daß eine vollwertige Ernährung doch viel schwieriger war, als ursprünglich angenommen worden war. Man beobachtete, daß das Wachstum junger Tiere bei künstlichen Nahrungsgemischen Hemmungen erfuhr, und daß erwachsene Tiere mit Gewichtsabnahme und schweren Schädigungen der Gesundheit reagierten und schließlich sogar starben, ohne daß man hierfür zunächst eine Erklärung gehabt hätte.