Zusammenfassung
Wir haben gesehen, wie verdrängte Todes wünsche durch die meisten Träume ziehen. Unsere Symbolik des Todes ist sicherlich lückenhaft. Sie ist nur ein bescheidener Anfang und soll zu weiterem Forschen anregen. Vom Wunsch bis zur Tat dehnt sich eine ungeheuere Strecke. Allein wir haben auch kriminelle Taten im Traume analysieren können. Wir legten verschiedene verbrecherische Pläne bloß: Brandstiftung, Mord und Vergiftung. Der Mensch scheint im Traume alle seine Urinstinkte auszutoben. Wie lange ist es her, da das, was heute Verbrechen ist, Notwehr und Kampf um das Dasein war? Sagte doch Seneca, der weise, milde Seneca: „Homo homini lupus.“ „Seltenere, wenn auch schwere Zufälle sind es, Schiffbruch zu leiden, mit dem Wagen umzuwerfen; von dem Menschen aber droht dem Menschen tägliche Gefahr. Ein Unwetter droht, ehe es heraufzieht; die Häuser krachen, ehe sie zusammenstürzen; der Eauch verkündet einen Brand voraus; aber plötzlich kommt das vom Menschen ausgehende Verderben und verbirgt sich um so sorgfältiger, je näher es herantritt. Du irrst, wenn du den Gesichtern derer traust, die dir begegnen. Sie haben die Gestalt von Menschen, aber die Seele von wilden Tieren. Nur dem Menschen macht es Freude, den Menschen zu verderben.“
„Ich fand oft ein Vergnügen daran, Mittel auszudenken, wie ich diesen oder jenen Menschen ums Leben bringen oder Feuer anlegen könnte, ohne daß es bemerkt würde, ob ich gleich nie den festen Entschluß gefaßt habe, so etwas zu tun, noch auch nur die geringste Neigung dazu in mir verspürt und bin sehr oft mit solchen Gedanken eingeschlafen.“
Lichtenberg.
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© 1927 J. F. Bergmann, München
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Stekel, W. (1927). Das Verbrechen im Traume. In: Die Sprache des Traumes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92286-2_36
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