Zusammenfassung
Wie in der Physiologie, so hat auch in der Klinik der Reflexbegriff eine gewisse Evolution durchgemacht. Es kann heutzutage nicht mehr von Reflexen als von absolut stereotypen Antworten auf Reiz gesprochen werden, die ausschließlich und eindeutig durch den anatomischen Reflexbogen determiniert sind. Bleibt der anatomische Reflexbogen auch unverändert, so können doch die Reflexe erhebliche Veränderungen erfahren, und sogar in entgegengesetztem pinne. Diese biologisch ganz selbstverständliche Tatsache — ist ja die Reflexbewegung Reaktion des Organismus auf die mannigfaltigsten oft entgegengesetzten Reize der Umwelt unter den mannigfaltigsten Situationen des Lebewesens — hat erst in neuester Zeit hauptsächlich dank Untersuchungen von Sherrington,Magnus,Pawlow u. a. auch in der Klinik Würdigung und praktische Anwendungsmöglichkeiten gefunden. Wenn wir durch Schlag auf die Patellarsehne einen Kniereflex hervorrufen, so ist der letztere allerdings an den anatomischen Reflexbogen gebunden und durch denselben determiniert. Jedoch können die verschiedenen Veränderungen, die im Organismus selbst oder in der Umwelt vorgehen, zu Veränderungen auch des Kniesehnenreflexes führen, ohne daß der Reflexbogen desselben sich irgendwie verändert. Wir können darüber hinaus sagen, daß prinzipiell jede Veränderung in einem Teil des Organismus oder in der ihn umgebenden Umwelt Umschaltungen, Umstimmungen in dem gesamten Organismus hervorruft, die unter gewissen Umständen auch durch die klinische, künstlich isoliriende Untersuchung eines Reflexes aufgedeckt werden können.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1929 Verlag von Julius Springer
About this chapter
Cite this chapter
Kroll, M. (1929). Syndrome der Reflexstörungen. In: Die Neuropathologischen Syndrome. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91845-2_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-91845-2_4
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-89988-1
Online ISBN: 978-3-642-91845-2
eBook Packages: Springer Book Archive