Zusammenfassung
In der Chirurgie hat immer ein Bedürfnis nach Standardisierung der Behandlungsverfahren nach Radikal operationen vorgelegen. Darin bekundete sich neben dem Bestreben nach technischer Vollendung auch die Ansicht, ein Leistenbruch sei ein Leistenbruch, ein Brustkrebs sei wie der andere, und das Ulcusleiden sei auch normalisierte Pathologie. Unterschiede seien somit nur angebracht, insoweit das „Radikal“-verfahren nicht alien Patienten zugemutet werden konnte. Für die chirurgischen Eingriffe bei denjenigen Leiden, die kaum funktionell betont sind (Reparatur einer Hernie, Abtragung einer Geschwulst und ähnliches), ist dagegen wenig einzuwenden. Doch für die Operationen im Gebiete der funktionellen Pathologie sollte mehr Individualpathologie getrieben werden. Und Unterschiede im Erfolg gleichartiger Operationen seien nicht zunächst oder ausschließlich äußeren Faktoren anzurechnen, wenn sie auch für den Erfolg mitbestimmend sind. So raucht z. B. jeder nichtgeheilte ulcusresezierte Mann. Doch ergeben sich beim hereditärneurovegetativen Ulcusleiden wichtige endogene Unterschiede. Eine gastroenterostomierte ulcuskranke Patientin bekommt fast nie einUlcus gastrojejunale, nie eine Magçncolonf istel; die Resektion ist somit für die Ulcuskranke nicht grundsätzlich zu fordern, weil eben das Ulcusleiden des Weibes dem durchschnittlichen des Mannes nicht gleichkommt. Und falls man beim Weibe reseziert, braucht es sich nicht um eine „große“ Resektion zu handeln.
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van Gelderen, C. (1943). Individualpathologie. Indikation. In: Funktionelle Pathologie in der Chirurgie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91597-0_21
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