Flimmer- und Geißelbewegung

Zusammenfassende Darstellungen

Flimmer- und Geißelbewegung sind in Tier- und Pflanzenreich weitverbreitet. Zahlreiche Infusorien bewegen sich durch Flimmerhaare fort, und auch. der Organismus der Metazoen zeigt in verschiedenen Teilen einen Saum von Flimmerhärchen Hinzu kommt noch die große Verbreitung der Geißelbewegung der Spermatozoen. In physiologischer Hinsicht nimmt die Flimmerbewegung eine Mittelstellung zwischen der ungeordneten Protoplasma- und der geordneten Muskelbewegung ein [Verworn ¹)]. Ihre Verwandtschaft mit der Muskelbewegung zeigt sich darin, daß ebenso wie die Muskelfibrillen auch die Flimmerhaare „als dauernde Differenzierungen des Zellprotoplasmas entwickelt sind“. An dem Flimmerepithel der Metazoen ist leicht festzustellen, daß die Flimmerbewegung eine geordnete Bewegung ist. Wenn die Schwimmbahn eines Infusors nach den Untersuchungen von Przibram ²) als ungeordnete Bewegung imponiert, so ist dabei zu bedenken, daß sie die Resultante der Interferenz zahlreicher äußerer und innerer Reize darstellt und deshalb kaum als Beleg für den Charakter der Flimmerbewegung als einer ungeordneten Bewegung angesehen werden kann Außerdem haben neuere, mit verbesserter Methodik ausgeführte Untersuchungen von Fürth ³) gezeigt, daß der Grad der „Persistenz der Bewegungsrichtung“ bei verschiedenen Infusorien ein sehr unterschiedlicher ist, so daß von einer weiteren Untersuchung die mannigfachsten Übergänge von ungeordneter zu geordneter Bewegung nachgewiesen werden dürften. Die Beziehungen zwischen Protoplasma und Flimmerbewegung werden dadurch evident, daß zahlreiche Übergänge zwischen Geißel- und Pseudopodienbewegung bekannt sind. Bereits Engelmann ¹) machte darauf aufmerksam, daß echte Flimroerhärchen bei der Teilung von Infusorien aus pseudopodienartigen Fortsätzen entstehen (Vorticella, Stylonychia, Epistylis, Opercularia u. a.), und andererseits ist bei zahlreichen Protisten die Rückbildung der Geißel und ihr Ersatz durch Pseudopodienbewegung aufgedeckt worden [Erhard ²)]. Heidenhain ³) beobachtete an Dactylosphaerium radiosum die Umwandlung von Pseudopodien in hakenförmig gekrümmte Geißeln ⁴).