Elektrodiagnostik und Elektrotherapie der Muskeln

Zusammenfassung

Seit dem Erscheinen der obigen Kapitel sind die Untersuchungen über die Chronaxie der Nerven von einer Reihe von Autoren fortgeführt worden. Die Ergebnisse sind sowohl in physiologischer als auch in diagnostischer Beziehung wichtig. Bourguignon stellte fest, daß die von ihm zunächst an den Extensoren am Vorderarm gefundene doppelte Chronaxie sich bei allen Muskeln mit großen Chronaxiewerten nachweisen läßt. Sie besitzen zwei motorische Reizpunkte, den einen mit großen, den anderen mit kleinen Chronaxiewerten. Auch bei der Prüfung am Stamm des Nervus radialis ergeben sich die beiden verschiedenen Werte¹. Das gleiche Verhalten zeigt auch der Orbicularis oculi². Seine obere und untere Hälfte hat je zwei motorische Reizpunkte. Die Reizung der inneren Punkte ergibt ausschließlich eine Kontraktion der Pars palpebralis, Reizung der äußeren ausschließlich der Pars orbitalis. Die erstgenannten haben eine Chronaxie von 0,20–0,36, die letztgenannten von 0,44–0,72. Die Pars orbitalis beteiligt sich beim Lachen, wobei die Gesichtszüge gehoben werden, die Pars palpebralis beim Weinen, das mit einer Senkung der Gesichtszüge verbunden ist. Diese Beobachtung bestätigt auch wieder die Ansicht Bourguignons, daß die Verschiedenheit der Chronaxiewerte zu der Funktion in Beziehung steht.