Zusammenfassung
Die Hirnchirurgie nimmt eine gewisse Sonderstellung in der Reihe der chirurgischen Fachaufgaben ein. Sie erfordert auf der einen Seite ein innigeres Zusammengehen mit der Neurologie, als das bei manchen anderen Grenzgebieten nötig ist; denn ohne eine ins Einzelne gehende neurologische Mitarbeit ist die erfolgreiche Ausübung der Hirnchirurgie undenkbar. Auf der anderen Seite stellt sie an den Chirurgen besondere Anforderungen: Schon die Art des Operierens unterscheidet sich in mancher Beziehung von der sonst in der Chirurgie gebräuchlichen Technik. Es gibt kein durch seine Schnelligkeit und Eleganz bestechendes Operieren, kein rasches Herausschlagen des Knochens, keine souveräne Beherrschung großer Blutungen, kein staunenerregendes Entwickeln der Geschwülste wie bei den Eingriffen an anderen Körperteilen. Statt dessen steht die Forderung nach unbedingter Schonung des Gehirns in anatomischer und funktioneller Beziehung obenan, und dementsprechend erfordert das Operieren am hochempfindlichen Gehirn ein bewußt langsames Vorgehen und mühsamste Kleinarbeit, die die Eingriffe über Stunden hin sich ausdehnen läßt, und schon dadurch die größten Anforderungen an die körperlichen und seelischen Kräfte nicht nur des Kranken, sondern auch des Operateurs stellt, dessen seelische Belastung noch durch die besonders offensichtliche Verantwortung gesteigert wird, mit der größere Eingriffe am Gehirn immer verbunden sind.
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Kirschner, M., Guleke, N., Kleinschmidt, O. (1935). Einleitung. In: Allgemeine und Spezielle chirurgische Operationslehre. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90910-8_1
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