Über die Bedeutung des Blutbildes und der biologischen Leukocytenkurve für die Augenheilkunde

Zusammenfassung

Dass die hämatologischen Untersuchungsmethoden bis heute in der Ophthalmologie noch nicht so recht Fuss fassen konnten, ist wohl in der Hauptsache darin begründet, dass man anfänglich zu sehr darauf aus war, mit ihrer Hilfe in der Diagnose ätiologisch unklarer Fälle weiterzukommen. In dieser Hinsicht leisten aber diese Methoden für den Augenarzt wenig (Vo11mer u. a.), sodass es verlorene Zeit opfern schien, wenn man sich weiter damit befasste. Versteht man es als Augenarzt aber, die hämatologischen Untersuchungsmethoden in prognostischer Beziehung zu nützen, so ist man überrascht, welch tiefen Einblick sie in den Krankheitsablauf gerade klinisch und ätiologisch unklarer und oft schwer zu beurteilender Augenleiden verschaffen können. Zu dieser Erkenntnis hatte mich schon die Beschäftigung mit der Senkungsreaktion der roten Blutkörperchen (S.-R.) geführt, worüber ich bereits vor 5 Jahren berichten konnte : ich hatte gefunden, dass ektogene Augenentzündungen wohl wegen der relativen Kleinheit des Auges nicht oder nur selten imstande sind, eine Beschleunigung der S.-R. herbeizuführen — es sei denn, dass eine Panophthalmie, eine Orbitalphlegmone oder dgl. vorliegen —, dass endogene Augenentzündungen zwar häufig mit einer beschleunigten S.-R. einhergehen, man dann aber niemals weiss, ob das dadurch erwiesene Allgemeinleiden auch sicher ätiologische Bedeutung für den gleichzeitig bestehenden krankhaften Prozess am Auge hat. In prognostischerr Hinsicht aber hatten meine Untersuchungen klar ergeben, dass man aus dem Verhalten der S.-R.