Zusammenfassung
An der Schablonenarbeit erkennt man die Intelligenz des Formers, so hieß es in früheren Jahren, und so heißt es auch heute noch. Während dem Modellformer in der Regel das sorgsam ausgearbeitete Modell mit allem Zubehör zur Verfügung steht, muß der Schablonenformer von der Zeichnung oder dem Muster ausgehen und sich dann mit Schablonen, Leisten und Flickstücken behelfen. Die Entscheidung, ob ein Stück nach Schablone oder Modell hergestellt werden soll, hat verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Vom Gießereistandpunkt aus würde wohl in den meisten Fällen die Entscheidung für Modell anstatt Schablone fallen. Da die Gießereien jedoch nur einen Zweig in der Wirtschaft darstellen und nur im Rahmen des Ganzen ihre Daseinsberechtigung haben, so sind sie gezwungen, aus Selbsterhaltungstrieb und aus dem Streben nach einer würdigen Stellung in der Gesamtindustrie sich den Wünschen der anderen Industriezweige, vorwiegend des Maschinen- und Apparatebaues, anzupassen. Daß die Schablonenarbeit mehr Formerarbeit erfordert als die Modellarbeit und deshalb in vielen Gießereien nicht sehr erwünscht ist, geht schon aus der Richtpreisliste des Verbandes Deutscher Eisengießereien hervor, die für Schablonenarbeiten einen besonderen Zuschlag angibt. Bei einem fertigen Gußstück kommt zu den Werkstoffkosten und Herstellungslöhnen noch ein ganz erheblicher Zuschlag für Modellanfertigungskosten hinzu, und dieser Zuschlag ist verhältnismäßig um so höher, je geringer die anzufertigende Stückzahl der Gußstücke ist. Daher liegt hier in den meisten Fällen die Entscheidungsgrundlage, ob „Schablone“ oder „Modell“. Bei regelmäßigen, runden Teilen ist die wirtschaftlichste Lösung meist schnell gefunden, aber auch manche Gegenstände, die sonst als Modellarbeiten gelten, kann man bei geringer Stück zahl wirtschaftlicher mit Schablonen anfertigen. Deshalb sei in diesem Abschnitt nicht nur das alltägliche, sondern vor allem das schwierigere Schablonieren behandelt.
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Naumann, F. (1939). Schablonenformerei. In: Handformerei. Werkstattbücher, vol 70. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90882-8_3
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