Zusammenfassung
Bernhard Fischer1 hat uns einen wertvollen Überblick über die Probleme des Vitalismus und Mechanismus2 gegeben, der aber, wie mir scheint, einer wichtigen Ergänzung bedarf, da er nur die Alternative „Vitalismus oder Mechanismus?“ aufstellt und ein Drittes, das etwa mnemischer Monismus oder kurz „Mnemismus“3 genannt werden möge und das meiner Meinung nach allein die Fragen nach der Natur des Lebens beantworten kann, nicht weit genug berücksichtigt. Natürlich kennt der Autor den Hering-Semonschen Begriff der Mneme, und er erwähnt auch, daß über die Mneme der „aussichtsreiche“ Weg zur Erklärung vitaler Vorgänge gehe, und sogar, daß das, was wir Bewußtsein nennen, von den mnemischen Funktionen aus verständlich werden könne (151), und daß „die in der übrigen reizbaren Substanz ablaufenden Erregungen auch bis zu den Keimzellen gelangen und... in ihnen manifestationsfähige Engramme hinterlassen können“ (17). Er zieht aber nicht die Konsequenzen, daß aus der Anerkennung der Mneme mit Notwendigkeit auch die Anerkennung der prinzipiellen, d. h. nicht zufällig entstandenen, sondern im Prinzip des Lebens liegenden, Zweckhaftigkeit der vitalen und psychischen Funkionen und die Wesensidentität der vitalen mit den psychischen Funktionen folgt.
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Literatur
Vitalismus und Pathologie. Vorträge und Aufsätze über Entwicklungsmechanik der Organismen. Herausgegeben von Wilh. Roux. Heft 34. Berlin: Julius Springer 1924. — Im folgenden beziehen sich die eingeklammerten nackten Zahlen auf die Seiten des Fischerschen Buches, unter dessen Führung ich das Material bespreche.
Darwinismus und Lamarckismus. München: Reinhardt 1905.
La mémoire biologique. Paris: Flammarion 1923 und Qu’est-ce que la vie? Paris: Alcan 1927. Seine Theorie ist auch in den Grundzügen dargestellt in v. Bertalanffy: Eine mnemonische Lebenstheorie. Biol. gen. 3, 405 (1927).
Kritische Theorie der Formbildung. Schaxels Abhandlungen. Bornträger 1928. Heft 27, S. 104.
Die Psychoide als Prinzip der organischen Entwicklung. Berlin: Julius Springer 1925.
Einzelne der dort angeführten, der Literatur entnommenen Beispiele mußten seitdem anders ausgelegt werden; andere sind von der Kritik in anderer Weise angegriffen, zum Teil in ihrer Tatsächlichkeit bestritten worden (z. B. die von Kammerer, der übrigens nach meiner begründeten Überzeugung zu Unrecht der Fälschung einer Brunstschwiele geziehen wird). Der Mnemismus ist aber so vielseitig begründet, daß die Theorie als solche deshalb in keiner Weise schwankend würde. Wenn auch kein einziges Beispiel von Vererbung erworbener Eigenschaften der Kritik standhielte, bliebe sie doch noch die einzige gut fundierte und mit den Tatsachen nirgends in Widerspruch kommende Auffassung. Der psychische Teil des Problems ist behandelt in Bleuler: Naturgeschichte der Seele. Berlin: Julius Springer 1921. 2. Auflage in Vorbereitung.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bleuler, E. (1931). Die Aufgabe. In: Mechanismus — Vitalismus — Mnemismus. Abhandlungen zur Theorie der Organischen Entwicklung, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90708-1_2
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