Zusammenfassung
Am ehesten scheint gegen die Zweckgerichtetheit der physiologischen Funktionen zu sprechen, daß die Organe bei fehlender oder unternormaler Inanspruchnahme sich so rasch zurückbilden. Warum mußte unsere Menschwerdung unter anderem mit einer so enormen Verkümmerung der Geruchsfunktionen oder mit einer so starken Reduktion des Gebisses in Quantität und Qualität bezahlt werden? Qualitativ hat die Verschlechterung der Zähne in ein paar hundert Jahren „höherer Kultur“ solche Dimensionen angenommen, daß die Existenz der Art unter natürlichen Umständen ernstlich gefährdet wäre. Die gleichen Folgen hatten auch frühere Kulturen, wie die ägyptische. Bestünde aber nicht ein allgemeines Prinzip: „wer (von den Organen) nicht arbeitet, der soll auch nicht essen“, so müßten wir gewiß manche für die Auslese im einzelnen unerheblichen Atavismen an uns herumtragen; eine Vielheit allerdings müßte immer druch Kraftverbrauch schädigend wirken, und auch einzelne solcher Funktionen und Organe, die nicht, oder nur selten gebraucht werden, wären zum größten Teil an sich ganz direkt hinderlich und als Kraftverbraucher schädlich. So fehlt den zu wenig gebrauchten Organen nicht nur der erhöhte Nahrungszufluß. der automatisch mit den Leistungen verbunden ist, sondern es muß ein aktiver Mechanismus bestehen, der die Rückbildung besorgt.
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Literatur
Tatsachen und Theorien der Formbildung als Weg zum Lebensproblem. „Erkenntnis“. I. (Annalen der Philosophe IX.). Felix Meiner, Leipzig. S. 361.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bleuler, E. (1931). Entwicklungsgrenzen. In: Mechanismus — Vitalismus — Mnemismus. Abhandlungen zur Theorie der Organischen Entwicklung, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90708-1_12
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