Zusammenfassung
Gehäuftes Auftreten einer besonderen Art kurz dauernder Anfälle bei Kindern ist seit langem bekannt. So berichtete bereits 1892 Berkhan über einschlägige Fälle und 1896 gab Fürstner unter der Diagnose „hysterische Anfälle bei Kindern“ die Schilderung eines Anfallsleidens, die, abgesehen von dem Auftreten hysterischer Symptome beim Einzelanfall, ein durchaus charakteristisches Bild gibt: Starke Häufung der Anfälle, kein ZungenbiB, keine Atmungsbehinderung, Versagen der Bromtherapie, bisweilen plötzliches Sistieren ohne Therapie, Fehlen intellektueller Veränderungen usw. Unter Hinweis auf die fehlende „Massivität“ der Krankheitserscheinungen, die ein besonderes Kennzeichen kindlicher Hysterie sei, lehnte Bruns die Auffassung von dem hysterischen Charakter dieser Anfälle ab. Einem allgemeineren Interesse begegneten jedoch diese vereinzelten Mitteilungen nicht. Hierin trat auch vorläufig keine wesentliche Änderung ein, als sich Friedmann und Heilbronner etwa gleichzeitig im Jahre 1906 unter Mitteilung einer Reihe gut beobachteter und ausführlich dargestellter Einzelfälle eingehend mit gehäuften kleinen Anfällen beschäftigten. Erst von den Jahren 1911-1913 ab zeigte sich das zunehmende allgemeinere Interesse an den häufigeren Bearbeitungen dieses Gebietes. Neben Friedmann, der 1912 erneut über seine Erfahrungen berichtete, sowie Zappert und Rohde waren es vor allem Breslauer Nervenärzte und insbesondere die Breslauer Nervenklinik, die sich mit dem Problem der gehäuften kleinen Anfälle im Kindesalter beschäftigten; von hier stammen die Mitteilungen von BonHoeffer, Mann, Stöcker, Schröder und klieneberger. von diesem Zeitpunkte ab riß bis heute die Folge einschlägiger Mitteilungen nicht ab; als auffallend ist dabei festzustellen, daß das Krankheitsgebiet lange Zeit hindurch fast ausschließlich von deutschen Nervenärzten bearbeitet wurde. Unter d en Veröffentlichungen beanspruchen die Arbeiten von Stier und Pohlisch, die etwa gleichzeitig im Jahre 1923 über das Berliner Krankenmaterial berichteten, durch die reiche Kasuistik und die besonders eingehende Behandlung des Problems besondere Erwähnung. Erst spät, etwa vom Jahre 1920 ab, beteiligten sich in größerem Umfange auch die Pädiater an der Diskussion, unter denen Husler, Stargardter, Meyer, Kochmann und Lindenblatt genannt seien. Noch später erwachte das Interesse des Auslandes. Von englischen Autoren gab Adie 1923 einen zusammenfassenden Überblick. Noch 1928 konnte Moreau über die fast völlige Unbekanntheit dieses Krankheitsgebietes in der französischen und belgischen Literatur klagen. Die Gesamtheit der Arbeiten außer-deutscher Autoren ist auch heute noch gering; hervorgehoben seien hier neben den bereits genannten die Arbeiten von Ratner, Lhermitte und Nicolas und von Zahorsky.
Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Breslau (Direktor: Professor Dr. J. Lange).
This is a preview of subscription content, access via your institution.
Buying options
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Literatur bis 1923 bei Pohlisch: Arch. f. Psychiatr. 67 (1923), dort auch weitere Literaturhinweise, und STIER: Z. Neur. 80, 143 (1923).
Adle: A form of epilepsy occuring in children, with a good prognosis. Brain 47 (1923). Ref. Zbl. Neur. 38, 83 (1923).
Aron: Gehäufte kleine nicht epileptische Anfälle (Narkolepsie). Sitzg med. Sekt. schles. Ges. vaterl. Kultur, 14. Juni 1918. Ref. Berl. klin. Wschr. 1918 II1012.
Aronsohn: Zit. nach Kraepelin.
Battigelli: Piccoli accessi accumulati dell’infanzia. Riforma med. 40, 367. Ref. Zbl. Neur. 38, 83 (1924).
Benedek u. Thurzo: Über die therapeutische Anwendung der encephalographischen Luf teinblasungen. Gyógyâszat (ung.) 68, 410 (1928). Ref. Zbl. Neur. 50, 690 (1928).
Benjamin U Hinst: Über gehäufte Absencen. 43. Tagg dtsch. Ges. Kinderheilk. Ref.Zbl. Neur. 67, 747. Mschr. Kinderheilk. 56, 198.
Berkhan: Eigentümliche mit Einschlafen verbundene Anfälle. Z. Neur. 2 177 (1892).
Binswanger-Redlich: Die klinische Stellung der sog. genuinen Epilepsie. Berlin: S. Karger 1913.
Birk: Über die Anfänge der kindlichen Epilepsie. Erg. inn. Med. 3 551 (1909).
Bolten: (1) Die Pathogenese der gehäuften kleinen Anfälle. Mschr. Psychiatr. 39 134 (1916).
Bolten: (2) Bemerkungen zu dem Aufsatze der Frau SAUER: Über gehäufte kleine Anfälle bei Kindern (Pyknolepsie). Mschr. Psychiatr. 41, 118 (1917).
Bonhoeffer. Ein Fall von Narkolepsie. Berl. klin. Wschr. 1911, 1250.
Bruns: Die Hysterie im Kindesalter. Alt-Hochesche Slg 1, H.5 (1896).
BuMKE: Lehrbuch der Geisteskrankheiten, 2. Aufl., S. 857. München: J. F. Bergmann 1924. BYCHOwsKI: Über 2 Fälle von gehäuften kleinen Anfällen. Neur.-psychiatr. Sekt. Warschau. med. Ges., 22. Febr. 1913. Ref. Z. Neur. 7, 333 (1913)
Cohn: Über gehäufte kleine Anfälle bei Kindern. Mschr. Psychiatr. 46, 106, 157 (1919). DoYLE and Daniels: Symptomatic treatement for narkolepsy. J. amer. med. Assoc. 96, 1370 (1931).
Ecoxomo, v.: Über den Schlaf. Wien: Julius Springer 1925.
Ewald: Temperament und Charakter. Berlin: Julius Springer 1924.
Fattovich: Un caso di Picnolessia di origine comiziale. Giorn. Psichiatr. clin. 59 (1931). Ref. Zbl. Neur. 64, 517 (1932).
Foerster: Die Pathogenese des epileptischen Krampfanfalls. 16. Jverslg Ges. dtsch. Nervenärzte. Ref. Zbl. Neur. 1926, 746.
Frisch: Die pathophysiologischen Grundlagen der Epilepsie. Z. Neur. 1921, 192.
Fürstner: Zur Pathologie gewisser Krampfanfälle (hysterische Anfälle bei Kindern, Spätepilepsie). Arch. f. Psychiatr. 28, 494 (1896).
Gött: Handbuch der Kinderheilkunde von Pfaundler-Schlossmann, 3. Aufl., Bd. 4, S. 529. Leipzig 1924.
Gowers: Zit. nach Kraepelin.
Gruhle: (1) Über die Fortschritte in der Erkenntnis der Epilepsie in den letzten 10 Jahren und über das Wesen dieser Krankheit. Z. Neur. Ref. 2 1 (1911).
Gruhle: (2) Über Die Fortschritte In Der Erkenntnis Der Epilepsie In Den Jahren 1910–1920 und über das Wesen dieser Krankheit. Zbl. Neur. 34, 1 (1924).
Hacicemann: Über Pyknolepsie (gehäufte kleine Anfälle bei Kindern). Diss. Freiburg i. B. 1923.
Hess: Die Funktionen des vegetativen Nervensystems. Klin Wschr. 1930, 1009.
Hoche: Die Differentialdiagnose zwischen Hysterie und Epilepsie. Berlin: August Hirschwald 1902.
Homburger: Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters. Berlin: Julius Springer 1926.
Husler: Bemerkungen zur genuinen Epilepsie im Kindesalter. Z. Kinderheilk. 26 239. (1920).
Husler: Zur Symptomatik und Klinik epileptiformer Krampfkrankheiten im Kindesalter. Erg. inn. Med. 19, 624 (1921).
Janota: Symptomatische Behandlung der pathologischen Schlafsucht, besonders der Narkolepsie. Med. Klin. 1931 I, 278.
Kochmann:Die gehäuften kleinen Anfälle im Kindesalter. Arch. Kinderheilk. 73 163 (1923).
Kraepelin:Lehrbuch der Psychiatrie, Bd. 3, S. 1112. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1913.
Krieger: Zur Frage der gehäuften kleinen Anfälle. Diss. Königsberg 1922. Lange: Zit. nach Kraepelin.
Lhermitte et Nicolas: Narcolepsie, Cataplexie et pyknolepsie leur intrication chez un même sujet. Gaz. Hôp. 1, 585. Ref. Zbl. Neur. 53, 609 (1930).
Lindenblatt: Über gehäufte kleine Anfälle (Pyknolepsie). Arch. f. Psychiatr. 74, 108 (1925).
Lyens; Über häufige kleine Ohnmachten bei einem Kinde. Diss. Freiburg i. B. 1923/24.
Minea: Über gehäufte epileptische Absencen. Versuche mit einer anti-anaphylaktischen Behandlung. Cluj. méd. (rum.) 3 37 (1922). Ref. Zbl. Neur. 31, 156 (1923).
Moreau: (1) Considérations rélatives â la pycnolepsie. J. de Neur. 28, 772 (1928).
Moreau: (2) Zit. nach Stüber.
Muskens: Epilepsie. Berlin: Julius Springer 1926.
Noeggerath: Zit. nach Nassau: Neue deutsche Klinik, Bd. 3, S. 211. 1929.
Pascheff: La pycnolepsie et son rapport avec l’encéphalite léthargique. 13. internat. Kongr. Ophthalm. 1930. Ref. Zbi. Neur. 59, 467 (1931).
Pettges u. Cardenal: Zit. nach Kraepelin
Pfaundler, V.: Zit. nach Husler.
Pietrusky: Das Verhalten der Augen im Schlafe. Kiin. Mbl. Augenheilk. 68 335 (1922).
Pohlisce: Zur Frage der Pyknolepsie (gehäufte kleine Anfälle der Kinder). Arch. f. Psychiatr. 67, 424 (1923).
Ratner: (1) Beitrag zur Klinik und Pathogenese der Pyknolepsie. Mschr. Psychiatr. 64, 283 (1927).
Ratner: (2) Zur Kenntnis der Pyknolepsie und ihrer Grenzzustände. Arch. f. Psychiatr. 89, 802 (1930).
Redlich: Zur Narkolepsiefrage. Mschr. Psychiatr. 37 85 (1915).
Rémé: Zur Diagnose und Prognose der Epilepsie im Kindesalter. Mschr. Kinderheilk. 45, 228 (1929).
Rohde: Zur Genese von „Anfällen“ und diesen nahestehenden Zuständen bei sog. Nervösen. Z. Neur. 10, 472 (1912).
Rosenthal, C.: (1) Zur Frage der gehäuften kleinen Anfälle im Kindesalter. Ver.igg südostdtsch. Neur., März 1926. Ref. Arch. f. Psychiatr. 77, 672 (1926).
Rosenthal, C.: (2) Der pyknoleptische Anfallstyp. 3. Jverslg südostdtsch. Psychiatr. u. Neur. 1928. Ref. Arch. f. Psychiatr. 84, 511 (1928).
Rosenthal, C.: (3) Pyknoleptischer Anfallstyp und Epilepsie. Jverslg dtsch. Ver. Psychiatr., April 1931. Ref. Zbl. Neur. 60, 143 (1931).
Rosenthal, C.: (4) Über die krankhaften Dissoziationszustände bei der echten Narkolepsie und dem verzögerten psychomotorischen Erwachen (Wachanfälle). Arch. f. Psychiatr. 84, 120 (1928).
Rosenthal, C.: (5) Aphonogelia. B. Jverslg südostdtsch. Psychiatr. 1933. Ref. Arch. f. Psychiatr. 100, 737 (1933).
Rdin: Der gegenwärtige Stand der Epilepsieforschung. Z. Neur. 89, 368 (1924).
Sacki: Zur Behandlung der Pyknolepsie. Minch. med. Wschr. 1932 II 1361.
Schulz: Zur Frage der Pyknolepsie. Diss. Breslau 1923.
Sedgwick: Spasmophilia .... repeated absences. Amer. J. Dis. Childr. 7, 140 (1914).
Stargardter: Über die gehäuften kleinen Anfälle bei Kindern. Jb. Kinderheilk. 95, 230 (1921).
Stier: Zur klinischen Stellung und Prognose der gehäuften kleinen Anfälle des Kindesalters. Z. Neur. 80, 143 (1923).
Stüber: Die erbliche Belastung bei der Epilepsie. Zbl. Neur. 25, 361 (1921).
Thiele U Bernhardt:Beiträge zur Narkolepsie. Berlin: Julius Springer 1933.
Trömner: Diskussionsbemerkung zu Weigeldt: Die Bedeutung der Lufteinblasung für Hirn-und Rückenmarksdiagnostik. 12. Jverslg Ges. dtsch. Nervenärzte. Ref. Dtsch. Z. Nervenheilk. 77, 172 (1923).
Verschuer, v.: Erbprognose bei Krankheiten. Dtsch. med. Wschr. 1934 I88.
Vogt: Die Epilepsie im Kindesalter. Berlin: S. Karger 1910.
Westphal: Zur Psychogenese und -therapie pyknoleptischerAnfälle. Z. Neur. 138, 744 (1932). Zahorsky: The treatment of pyknolepsy. Arch. of Pediatr. 50, 45 (1933).
Zappert: (1) Die Prognose der Epilepsie im Kindesalter. Med. Klin. 1912 I229.
Zappert: (2) Fall von nervösen Absencen. Minch. med. Wschr. 1912 II1469.
Zappert: (3) Die Epilepsie im Kindesalter. Erg. inn. Med. 43, 149.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1935 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Rosenthal, C. (1935). Die gehäuften kleinen Anfälle des Kindesalters (Pyknolepsie). In: Czerny, A., Kraus, F., Müller, F., v. Pfaundler, M., Schittenhelm, A. (eds) Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90670-1_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-90670-1_2
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-88815-1
Online ISBN: 978-3-642-90670-1
eBook Packages: Springer Book Archive