Zusammenfassung
Die Bemühungen der Rechtslehre und der höchstrichterlichen Rechtsprechung um eine Vertiefung und Differenzierung des modernen normativen Schuldbegriffes, wie er dem Kommissionsentwurf — einem Bekenntnis gleich — zugrunde liegt, bedeuten einen Fortschritt. Immer wieder wird im Entwurf der Versuch sichtbar, mit dem Schuldprinzip Ernst zu machen, es nicht nur ein formelhaftes Bekenntnis sein zu lassen. Die vorgesehenen Exkulpationsmöglichkeiten nicht nur für die geistig Kranken, sondern auch für die, durch Anlage oder Umwelteinflüsse schwer Abartigen kommt gewissen rechtsstaatlichen Empfindungen entgegen. Welcher Praktiker wüßte nicht von den Zweifeln zu berichten, die ihm bei der Begegnung mit dem im klinischen Sinne zwar geistig gesunden, aber psychopathischen und neurotischen Tätern kommen, deren schwere Abartigkeit oder abnorme Reaktionsweise im Hintergrund die Frage offen läßt, ob und inwieweit solche Menschen noch einsichts- und direktionsfähig sind, ihre Tat ihnen also noch vorgeworfen werden kann. Es befriedigt weiter unser Rechtsgewissen, daß auch der geistig gesunde und nicht abartige Affekttäter, dessen Entladung in einer Tat uns mitunter wie ein geheimnisvoller und unheimlicher Mechanismus vorgekommen sein mag, entschuldigt werden kann, wenn ihm sein Zustand die Einsicht in das Unrecht seiner Tat oder das Handeln dieser Erkenntnis gemäß verstellt hat.
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© 1959 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Klein, P. (1959). Stellungnahme vom Standpunkt der praktischen Strafrechtspflege. In: Über Motivisch Unklare Delikte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88546-4_15
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