Untersuchungen zum vaskulären Syndrom der chronischen Schwefelkohlenstoffvergiftung

Zusammenfassung

Anläßlich innerbetrieblicher Untersuchungen von Jungarbeitern in einem chemischen Betrieb war uns aufgefallen, daß sich die Zahl derer, die mit einem leicht erhöhten bis hohen Blutdruck einhergingen, auffallend häufte. Die Entschlüsselung auf der Personalstammkarte zeigte, daß diese jugendlichen Hypertoniker fast ausschließlich in Abteilungen arbeiteten, in denen sie ständig schwefelkohlenstoffhaltiger Luft ausgesetzt waren. Wir kannten zwar die Mitteilungen Attingers sowie Viglianis und Cazzullos, die nach langdauernder Einatmung schwefelkohlenstoffhaltiger Luft die Entwicklung einer schweren allgemeinen Sklerose mit Hirn- und Nierenbeteiligung beobachtet hatten. In ihren Mitteilungen handelt es sich aber um ältere Männer, die lange Zeit —meist mehr als 15 Jahre — in schwefelkohlenstoffhaltigem Milieu arbeiteten, bevor sie an einer „Vascolopathia arteriosclerotica sulfocarbonica“ erkrankt waren. Im deutschen Schrifttum ist diese Erkrankung, deren Existenz noch angezweifelt wird, daher auch als „vaskuläres Spätsyndrom“ der chronischen Schwefelkohlenstoffvergiftung eingegangen. Daß es sich bei den von uns bei jüngeren Arbeitern gefundenen erhöhten Blutdruckwerten um dieses Syndrom handle, war also sehr unwahrscheinlich. Dennoch entschlossen wir uns, dieser Beobachtung nachzugehen, um sie als zufällig zu entlarven oder, wenn sie einer statistischen Prüfung standhalten sollte, sie entsprechend zu würdigen.