Selektionsresistenz

Zusammenfassung

Wenn wir bedenken, daß die Welt der lebenden Wesen Produkte von Mutation (im weitesten Sinne dieses Wortes) und Selektion sind, so erkennen wir, daß die Macht der Selektion fast unbegrenzt ist. Auch in kürzeren Zeiträumen, wie einige tausend Jahre, kann sie eine große Mannigfaltigkeit von extrem verschiedenen Rassen hervorbringen, wie wir es besonders an der Variabilität bestimmter Haustiere und Kulturpflanzen erkennen können. Die Variabilität des Hundes oder der Kohlpflanze ist phantastisch groß, wenn wir alle in der Welt existierenden Formen zusammenstellen. Dagegen macht man recht verschiedene Erfahrungen mit Selektionen von kürzester Dauer wie 10–30 Generationen. Manchmal hat solche Selektion auffällige Effekte, andere Male ist sie fast wirkungslos. Im letzteren Falle können die Mißerfolge sehr verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kann das Ausgangsmaterial nicht genügend erbliche Variation enthalten, unsere Methoden der Selektion sind ineffektiv, die Wirkung der künstlichen Selektion wird durch entgegengesetzte Effekte der natürlichen Selektion aufgehoben oder das Fortschreiten der Selektion wird durch starke Pufferungen gehindert. Solche Pufferungen sind indessen oft nicht absolut. Wir haben zahlreiche Beispiele dafür, daß Selektionen nach langwierigem Stillstand plötzlich deutliche Fortschritte machten. Die verschiedenen Charaktere verhalten sich in dieser Flinsicht verschieden.