Zusammenfassung
Jede Krankheit betrifft den ganzen Menschen, die ärztliche Behandlung muß sich daher auf körperliche und psychische Bereiche erstrecken. Eine rasche Heilung, operativ oder konservativ, wird durch körperliche Beeinträchtigung entstandene psychische Störungen gar nicht auftreten lassen. Anders bei chronischen Leiden: Ein körperlicher Defekt zwingt den Betroffenen, sich nach den ihm zur Verfügung stehenden konstellierenden Faktoren (Konstitution, Intelligenz, Charakter) auf diese Störung einzustellen und sie durch Hilfsmittel und psychische Kompensation auszugleichen (z. B. die erworbene Blindheit; W. Steinberg, 1955). Diese Umstellung wird dadurch erleichtert, daß der Patient sich meist nur mit einem einmaligen Faktum abfinden muß. Der Parkinsonkranke dagegen ist in einer wesentlich anderen Situation. Die Abhängigkeit seiner Bewegungsstörung von Stimmung und Affekt, der günstige Einfluß vermehrter Willensanspannung, die Verschlechterung durch Ermüdung und banale Infekte lassen ihn die Behinderung nicht als eine „feststehende Größe“ empfinden, wie sie etwa der Hemiplegiker erlebt. Die stetige Progression des Leidens erschwert mehr und mehr die Kompensation der Ausfälle. Im Beruf und bei den persönlichen Verrichtungen werden die Patienten zunehmend von ihrer Umgebung abhängig. Sie müssen — trotz der medikamentösen Therapie — stündlich die Erfolgslosigkeit ihrer Mühen erfahren. Das führt zu psydio-reaktiven Störungen. Daneben wurde bei den Postencephalitikern auch eine primäre psychische Alteration angenommen, zumal sich früher nicht selten ein „pseudoneurasthenisches Zwischenstadium“ als Brückenglied bis zum Beginn des chronischen Stadiums nachweisen ließ.
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Fünfgeld, E.W. (1967). Eigene Untersuchungen. In: Psychopathologie und Klinik des Parkinsonismus vor und nach stereotaktischen Operationen. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 119. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88000-1_2
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