Zusammenfassung
Am Ende dieser Untersuchungen, die den Leser einen oft verzweigten, zuweilen auch in die Peripherie des Themas weisenden Weg geführt haben, scheint es uns ratsam, sich noch einmal auf den Anfang zurückzuwenden. Die Absicht, unter der wir begonnen hatten, war ein Versuch, einige wichtige Fragen des Psychopathieproblems auf möglichst sachangemessene Weise einer Klärung näher zu bringen. Der greifbare Ertrag dieses Anliegens mag im Verhältnis zum Aufwand gering erscheinen. Wenn überhaupt die weitere Erfahrung bestätigen sollte, daß jene Struktur, die wir „Fassade“ nannten, das Wesensmerkmal einer „psychopathischen Daseinsverfassung“ ist, so kommt diesem Sachverhalt erst mittelbar klinische Bedeutung zu. Als phänomenologische Struktur muß nämlich Fassade als eine transzendental-objektive menschliche Seinsmöglichkeit verstanden werden, die allerdings in denjenigen konkreten Daseinsgestalten, die wir klinisch Psychopathen nennen, am deutlichsten und am reinsten verwirklicht zu sein scheint. Das Strukturglied der Fassade kann jedoch mit seiner ihm eigenen Verlaufsgestalt in mehr oder weniger unvollständiger Ausprägung auch in einer Neurose oder Psychose, ja selbst im normalen Leben realisiert sein. Diese Tatsache tut der Möglichkeit einer phänomenologischen Fundierung der klinischen Systematik keinen Abbruch. Wir glauben sogar, daß bereits in der alltäglich-klinischen Erfahrung, mit ihrer Feststellung zahlreicher Übergänge und Verbindungen zwischen Neurosen und Psycho-pathien und mit der Auffindung psychopathischer Elemente in manchen Psychosen, die Sachangemessenheit einer solchen Sichtweise durchscheint.
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© 1961 Springer-Verlag OHG / Berlin-Göttingen-Heidelberg
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Häfner, H. (1961). Nachwort. In: Psychopathen. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 94. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87999-9_8
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