Zusammenfassung
Noch immer fasziniert uns in der Begegnung mit dem zwangskranken Menschen das Unerschlossene, vielleicht Unerschließbare seines Andersseins. 70 Jahre klinischer Arbeit und wissenschaftlicher Forschung haben daran nichts zu ändern vermocht. Wachgehalten durch den Widerspruch zwischen der vertrauten Nähe mitmenschlicher Gegenwart und der fremdartigen Entlegenheit einer völlig von der unseren verschiedenen Daseinsweise, kann der Affekt der psychiatrischen Verwunderung nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder drängt uns dieser Affekt die Frage auf nach der Welt, in welcher der Zwangskranke lebt, nachdem die unsere, in welcher er vorkommt, nicht die seine zu sein scheint. Eigentlich unterscheidet der genannte Widerspruch in der Erscheinung des Zwangskranken diesen nicht von den sonstigen Begegnungen des Psychiaters, aber die Lucidität, mit welcher der Zwangskranke seine eigene Verrückung durchleuchtet, ohne hinter sie zu kommen, und die dadurch vermehrte Paradoxie seiner Existenz steigert womöglich noch die Wachheit des psychiatrischen Affekts und hält diesen auf besonders nachdrückliche Weise in Gang.
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© 1954 Springer-Verlag OHG. Berlin Göttingen Heidelberg
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Von Gebsattel, V.E.F. (1954). Die Welt des Zwangskranken. In: Prolegomena Einer Medizinischen Anthropologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87964-7_4
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