Zusammenfassung
Die Idee der Quote für die Armen und zugleich für die eigene Seele des Gebers taucht zuerst bei den kappadozischen Kirchenvätern auf, und zwar gerade bei den Größten. Erschüttert von der Not der Armen und Schwachen, für die allein die Kirche sorgte, sannen sie darüber nach, wie die Schärfe des Gegensatzes zwischen Reich und Arm gemildert werden könnte. Den Besitzern enormer Latifundien, den Bankiers, Reedern und Kaufleuten mit gewaltigen Vermögen stand nahezu unvermittelt ein großstädtisches und agrarisches Proletariat gegenüber in kaum vorstellbarem Elend.1 Immer wieder behandeln die Väter in ihren Predigten den Gegensatz zwischen Reich und Arm. Ständig kehrt die typische Schilderung der Armen und Kranken wieder, die auf der Straße herumliegen und sich mit den Hunden um die Abfälle balgen.2
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Literatur
P. Vinogradoff, Social and economic conditions in the Roman Empire in the 4th century (Cambridge Mediaeval History I, 1911), S. 543 ff.; M. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im römischen Kaiserreich II, S. 235 f., 237; Ignaz Seipel, Die wirtschaftlichen Lehren der Kirchenväter (Theologische Studien der Leo-Gesellschaft, 18, Wien, 1907), S.26 ff.; O. Schilling, Reichtum und Eigentum in der altkirchlichen Literatur, Freiburg i. Br., 1908, S. 21–37.
Vgl. u.a. Chrysostomus, Hom. Πεϱὶ ε͗λεημοσύυης (Migne, P. G., 51, Sp. 261); Gregor von Nyssa, De paup. am. I (Migne, P. G., Bd. 46, Sp. 458), De paup. am. II (Migne, P. G., Bd. 46, Sp. 475 ff.); Gregor von Nazianz, De paup. am. c. 13 (Migne, P. G., 35, Sp. 873).
Vgl. O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, Bd. III (1912), S. 130 ff.; B. Altaner, Patrologie, Freiburg i.Br. (1938), S. 180 ff.; G. A. Jülicher, Art. Basileios, Realenzyklopädie der klass. Altertumswissenschaft, Bd. III, S. 52 ff. (dort weitere Literatur). — [Neuestens: Hans Freiherr von Campenhausen, Die griechischen Kirchenväter (Urban-Bücher, Wissenschaftliche Taschenbücher, Nr. 14), 1955, S. 86 ff.]
Gregor von Nazianz, Trauerrede auf Basilius c. 3 (Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 497).
Gregor von Nyssa, Lebensbeschreibung der Makrina (Migne, Bd. 46, Sp. 960 f.).
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 515 ff.
Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 890 ff., 1051 ff. Vgl. dazu etwa Bardenhewer, S. 143.
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 573.
Migne, Bd. 36, St. 576.
Migne, Bd. 36, Sp. 597.
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 600, c. 77.
Migne, P. G., Bd. 31, S. 1103.
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 560 (c. 49).
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 561 (c. 51).
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 561 (c. 52).
Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 602 (c. 80).
Das Wort wird dann noch mehrfach wiederholt (Kap. 3, 4 und 7), Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 280, 288, 289, 297. — Vgl. unten § 8, II.
Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 298 f. (Kap. 7 und 8).
Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 299.
Siehe unten § 16.
L. Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht, 1891, S. 191–196. In den Zeiten des Basilius und Libanius begann der im römischen Recht gebildete Fachjurist die Rhetoren allerdings vor den Gerichten zu verdrängen, was Libanius beklagt (1. c. S. 192, N. 5 und 193, N. 1). — Vgl. noch Friedrich von Woess, Das römische Erbrecht und die Erbanwärter, Berlin, 1911, S. 180 ff.;
L. Wenger, Römischer Zivil-prozeß (1924), S. 84, 185; Kroll, Pauly-Wissowa, Suppl. VII, Art. Rhetorik 33 ff.; R. Taubenschlag, The Law of Grecco-Roman Egypt in the Light of the Papyri (New York, 1944), S. 387 f.; F. Schulz, History of Roman Legal Science, 1946, S. 268; W. Kunkel, Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, S. 329, Anm. 692.
Vgl. über das Jus naturale bei den Römern Kunkel, Römisches Privatrecht, 2. Aufl., Berlin, 1949, S. 60; Fritz Schulz, Prinzipien des römischen Rechts, München, 1934, S. 23–25;
Ernst Levy, Natural Law in Roman Thought, Studia et Documenta Historiae et Iuris, XV, 1949, S. 1 ff.
Nach römischem wie nach griechischem Recht erbten alle Söhne zu gleichen Teilen (Isaeus, VI, 25, S. 58), vgl. Hermann-Thalheim, Lehrbuch der griechischen Rechtsaltertümer, 1895, S. 62, n. 2, L. Beauchet, Droit privé de la République Athénienne, Bd. 3, S. 450–455.
Demosthenes, Or. 36, 11, S. 947 und 34, S. 955, ferner Or. 36, 34 und 39, 29. Vgl. Hermann-Thalheim, S. 62, N. 2; Bruck, Die Schenkung auf den Todesfall im griechischen Recht, Breslau, 1909, S. 100; H. Kreller, Erbrechtliche Untersuchungen auf Grund der Gräko-Ägypt. Papyri, Leipzig, 1919, S. 150, 154.
Vgl. Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht, S. 56, N. 2; Kreller, loc. cit.
Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 316, cap. 4, § 87.
Or. in tempore famis et siccitatis, cap. 8 (Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 325). — Cf. unten §§ 8, IV, und 9.
Basilius, Homilia Dicta tempore famis et siccitatis, cap. 8 (21), Migne, P. G., Bd. 31, Sp. 325.
S. unten Anm. 31.
A. Puech, Histoire de la Littérature grecque chrétienne, Bd. III, S. 266. Puech setzt Or. VII „In divites“ und Or. VIII um das Jahr 368 herum an.
Bardenhewer III, S. 134, 148 f.
Gregor von Nazianz, Trauerrede auf Basilius, XLIII, c. 63 Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 578). Vgl. unten § 10; ferner neuestens Lukas Vischer, Basilius der Große, Basel, 1953, S. 140 ff.
Jülicher, Art. Basileios, Pauly-Wissowa, Bd. III, S. 52; H. Lietzmann, Geschichte der alten Kirche, IV, 2. Aufl., 1953, S. 9–20.
Cf. unten § 7.
Vgl. unten § 3, II.
Unten § 4, II.
Vgl. Bardenhewer III, S. 163 ff., Altaner, S. 185–189, Jülicher, Art. Gregorios Nr. 4, Realenzyklopädie d. klass. Altertumswissenschaft VII (1912), Sp. 1859 bis 1864.
Jülicher, Sp. 1859.
Bardenhewer III, S. 163.
Bardenhewer III, S. 167.
Vgl. z.B. außer der Trauerrede auf Basilius Gregors Epistola 131 an Basilius: „Ich habe dich von Anfang an verehrt und verehre dich auch heute noch als den Führer des Lebens und den Lehrer des Dogmas.“ Bardenhewer III, S. 162, 172.
Altaner, S. 187.
Zwei Beispiele: „Anstrengung spendet Gesundheit und Eifer erweckt Tote, und selbst das Alter hüpft auf, gesalbt vom heiligen Geiste“ (Trauerrede auf Basi-lius (or. 43), cap. 37, Migne, P. G., 36, Sp. 543). — „Ich wandelte so für mich allein, da schon der Tag sich neigte, am Meeresstrand; denn ich bin es nun einmal gewohnt, meine Sorgen stets durch Erholungen dieser Art zu zerstreuen. Es erträgt ja auch die Sehne nicht eine beständige Spannung, sie bedarf vielmehr zuweilen des Nachlassens an den Enden des Bogens, wenn sie wieder gespannt und für den Schützen nicht unbrauchbar werden soll, gerade wenn er sie braucht“ (Rede nach der Rückkehr von einem Landaufenthalte, cap. 8).
Bardenhewer III, S. 174.
Migne, P. G., Bd. 35, Sp. 895.
Yves Courtonne, Saint Basile: Homélies sur la richesse, Thèse, Paris, 1935, S. 93, N. 1, weist darauf hin, daß die Predigt Gregor’s von Nazianz, de paup. am., in Caesarea zu Lebzeiten des Basilius gehalten worden ist und daß sie stark unter dessen Einfluß stand. „On peut... se demander s’il (Gregor von Nazianz) parle de lui-même et en toute liberté ou s’il n’est pas plutôt le porteparole de Basile, surtout quand on se rappelle le charactère autocrate de celui-ci et l’influence parfois tyrannique qu’il a exercée sur son ami. Nous ne pouvons donc faire état de ce discours“ (Sperrungen von mir).
Das zeigt sich z. B. auch bei der Art, wie Gregor Plato benutzt hat. Vgl. die Belege bei C. Gronau, De Basilio, Gregorio Nazianzeno Nyssenoque Piatonis imitatoribus, Dissertatio, Gottingae, 1908, S. 1 („Nazianzenus magis singulis Platonis utitur verbis et vocibus quam illius sententiis, quae tarnen imprimis in orationibus... inveniuntur“), S. 16 („Nazianzenus... cum artem rhetoricam et eloquentiam nimis amaret quam ut in philosophiam alte penetraret, non tarn Platonis quam singulis eorum verbis“). Cf. noch S. 70 („Nazianzenus..., ut erat rhetor, et aliis philosophis obtrectat (im Hinblick auf Plato), cum eorum irridet acta et facta“).
B. De paup. am., cap. 13 (Migne, P. G., 35, Sp. 873). In der Comparatio vitarum (c. I, 2, 8), V, 116 ff., behandelt er das Thema „Der arme Mann ist stärker als der, der viel hat“, wobei er deutlich kynischen Vorbildern folgt, vgl. Asmus, Theologische Studien und Kritiken, 1894, S. 314–339. Dazu Max Pohlenz, Philosophische Nachklänge in altchristlichen Predigten, Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie, Leipzig, Bd. 48 (1905), S. 74. Siehe noch Th. Sinko, Studia Nazianzenica I, 41–45 über die Comparatio vitarum (1, 2, 8).
De paup. am. (14), cap. 19 und 34 (Migne, P. G., 35, Sp. 904).
De paup. am. (14), cap. 25 und 26. — O. Schilling, Reichtum und Eigentum in der altkirchlichen Literatur, Freiburg i. Br., 1908, S. 101, fragt: „Wie fügen sich in (Gregor’s) klare Gedankenreihen, die eine gesunde Wertschätzung von Eigentum und Reichtum verraten, die eigentümlich kommunistisch klingenden Ideen Gregor’s in der 14. Rede, cap. 25 und 26, ein?“ In Wirklichkeit war Gregor alles andere als „kommunistisch“ gesinnt (siehe hierzu den folgenden Text unter IV).
Bardenhewer III, S. 162; Schilling, S. 97.
Jülicher, Pauly-Wissowa, III, Sp. 1859. — Vgl. auch Gregor’s Äußerung in seiner Trauerrede auf seinen Bruder Caesarius, cap. 20 (Or. VII, Migne, P. G., 35, Sp. 781): „Er (Caesarius) wird keine Reichtümer mehr aufhäufen... nicht wird er mehr große Erbschaften machen.“ Caesarius, der unverheiratet war, hinterließ sein Vermögen übrigens den Armen.
Vgl. Bardenhewer III, S. 169. — Erst in seinem Testament hat er sein Vermögen, mit Ausnahme einiger Legate, der katholischen Gemeinde zu Nazianz zum Besten der Armen vermacht (Bardenhewer III, S. 169, Anm. 1).
„Etwas allzuviel“ sagt Bardenhewer III, S. 171.
Trauerrede auf Basilius, Kap. 14 (Migne, P. G., Bd. 36, Sp. 513).
Trauerrede auf Basilius (43), Kap. 11 (Migne, P. G., 36, Sp. 508). Vgl. auch ebenda Kap. 11: „Bildung ist das erste unserer Güter, nicht nur jene hoch erhabene und uns eignende (die christliche)... sondern auch die heidnische, welche die meisten Christen als schädlich und gefährlich und als von Gott abführend erachten.“ — Vgl. auch Carmina, 2, 2, 7, und dazu Bardenhewer III, S. 166, Anm. 2.
Or. 7, c. 5 (Migne, 35, Sp. 759).
Migne, P. G., 35, Sp. 516, Kap. 15.
Migne, P. G., 35, Sp. 772, Kap. 13.
Gregor von Nazianz, Rede nach der Rückkehr von einem Landaufenthalte (Or. 26), Kap. 10 (Migne, 35, Sp. 1241). — Man vergleiche hiermit Basilius, der es gering schätzt, wenn man seine Vorfahren durch sieben Generationen verfolgen kann.
Rede über sebe Flucht (Or. 2), Kap. 7, Migne, 35, Sp. 416.
Ebenda Kap. 8.
Migne, 36, Sp. 580.
Basilius, Drei vorläufige asketische Unterweisungen, 2. Unterweisung „Über die Entsagung der Welt und die geistige Vollkommenheit“, Kap. 8 (Migne, Bd. 31, Sp. 644).
De Paup. Am., Kap. 6 (Migne, P. G., Bd. 35, Sp. 865).
Trauerrede für Basilius, Kap. 3 (Migne, P. G., 36, Sp. 497).
„Kappadocia“ ist das persische „Katpatuka“, d. h. das „Land der schönen Pferde“. Vgl. Ruge, Art. Kappadokia, Realenc. d. klass. Altertumswiss. X, Sp. 1911.
Trauerrede auf Basilius, Kap. 12 (Migne, P. G., 36, Sp. 509).
Ebenda (Migne, 36, Sp. 509, 511).
Migne, P. G., 35, Sp. 440.
Z. B. Hilarius von Arles (Arnold, Caesarius von Arles, S. 37). — Über aristokratische Abstammung und Mentalität des Episkopats im 5. und 6. Jahrhundert siehe H. E. Feine, Kirche und Kirchenrecht in den Germanenreichen auf Römerboden, Festschrift für Karl Haff, Innsbruck, 1950, S. 67.
(Or. 3) Migne, P. G., 35, Sp. 512 ff. Vgl. Joh. Röhm, Vorbemerkung zu dieser Predigt, Bibliothek der Kirchenväter: Gregor von Nazianz II, S. 99.
Bardenhewer III, S. 173.
Über sein Leben s. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur III, S. 188 ff., Altaner, S. 189 f., Jülicher, Art. Gregor von Nyssa, Realenzyklopädie der klass. Altertumswissenschaft VII, Sp. 1863 f., [von Campenhausen, S. 114 ff.].
Ein kleiner, aber charakteristischer Zug illustriert dies: Basilius „enthielt sich der Bäder“, „er besaß nur ein Untergewand und einen ärmlichen Mantel“, „seine Speisen waren Brot und Salz“ (Gregor von Nazianz, Trauerrede auf Basilius, Kap. 61, Migne, 36, Sp. 576). Dagegen kennzeichnet Gregor von Nyssa in seiner Rede gegen die Wucherer (Migne, 46, Sp. 450) einen besonders schlimmen Wucherer mit den Worten: „Er war auch im eigenen Aufwande karg, wie es eben die Habsüchtigen sind. Er hielt weder einen hinlänglichen Tisch, noch wechselte er regelmäßig seinen Anzug..., nicht leicht gebrauchte er ein Bad, weil er die Ausgabe von drei Obolen scheute.“ — Den Geist einer mehr mäßigen Askese zeigt auch Gregor von Nyssa’s Lebensbeschreibung seiner Schwester Makrina, die trotz ihres nonnenhaften Lebens eine große Dame blieb.
Migne, P. G., 46, Sp. 466 B.
Basilius, In divites, Kap. 7, § 39, s. oben S. 6 f., Anm. 19.
Vgl. unten Kap. III, § 11, III d, und § 12.
Vgl. unten S 5. II.
Vgl. unten § 19, I, b.
Laut Mitteilung von Professor Werner Jaeger, der die neue große Ausgabe von Gregor von Nyssa vorbereitet.
Vgl. oben S. 10.
Chrysostomus’ Stellung zur Quote ist eingehend behandelt in meinem Artikel „Kirchlich-soziales Erbrecht in Byzanz, Johannes Chrysostomus und die Mazedonischen Kaiser“ (Studi Riccobono III, Palermo, 1933, S. 377–423).
In seiner Homilie 88 (89) ad Matth. (Migne, P. G., 58, Sp. 779, vgl. unten S. 25) entschuldigt er sich, daß er so oft über die Quote predigt.
Ober Chrysostomus’ Leben s. H. Lietzmann, Art. „Joannes Chrysostomus“, Realenzyklopädie der klass. Altertumswissensch., Bd. 9, S. 1811 ff., Chr. Baur, Der heilige Chrysostomus und seine Zeit, 2 Bde. (1929), B. Altaner, Patrologie, S. 202 ff., Bruck, in der Zeitschrift „Traditio“II, New York, 1944, S. 108 f., [von Campenhausen, S. 137 ff.].
Vgl. unten § 8, IV.
Bardenhewer III, S. 330, Anm. 3, Lietzmann, S. 184.
Chrysostomus, Ad populum Antiochenum, Hom. II, Migne, P. G., 49, Sp. 38.
Matth. 14, 1–3, Socrates 6, 18; vgl. Ehrhard, Byzantinische Zeitschrift, 1934, S. 98 f.
Sokrates, a. a. O.
Bardenhewer III, S. 340, Christ-Schmid, Geschichte der griechischen Literatur, 6. Aufl., II, 2, S. 1466.
Vgl. Schilling, S. 109, Altaner, S. 181. — Dagegen lagen Athanasius’ (295 bis 373) Interessen auf dogmatischem Gebiet. Gleich Cyrillus von Jerusalem (gest. 386) stand er zeitlebens im Kampfe gegen den Arianismus (Ignaz Seipel, Die wirtschafts-ethischen Lehren der Kirchenväter, S. 277). Er zeigt nur gelegentlich „gewisse weltflüchtige Ansichten über den Reichtum und die irdischen Güter“ (Schilling, S. 82). Wie die meisten Väter mahnt er auch zum Almosen. Dabei sagt er einmal in Auslegung von Matthäus 6, 19 und 20: „Gib dem Armen, dem Dürftigen, was er nötig hat, in Hoffnung auf den ewigen Lohn“ (Epistola 17, Migne, P. G., 26, Sp. 1422). Aber ein Maß für das Geben gibt er nicht.
Vgl. unten § 10.
Vgl. Chrysostomus Hom. 57 ad Matth., Migne, P. G., 58, Sp. 708. — Ähnlich Hom. 35 ad Matth. γ′ (Migne, P. G., 57, Sp. 409); Ecloga de eleemosyna et hospitalitate. Hom. XXII (Migne, P. G., 63, Sp 719).
Näheres bei Bruck, Studi Riccobono III, S. 398–404.
(Migne, P. G., 58, Sp. 615), vgl. Bruck a. a. O., S. 400, Anm. 106.
Chrysostomus’ Annahme eines dreifachen Zehnten beruht wohl auf Arnos 4, 4: „an drei Tagen werdet Ihr Eure Zehnten bringen“ (vgl. Herzog Max von Sachsen, Des Heil. Johannes Chrysostomus’ Homilien über das Evangelium des Heil. Matthäus, II, 1911, S. 273, Anm. 4).
Wie die Erstlinge, die Opfer für die Erstgeburt, ferner u. a. Reinigungsopfer (Leviticus, Kap. 14 und 15), Festopfer (Leviticus, Kap. 23), Jubiläumsopfer (Leviticus, Kap. 25), Erlassung der Schulden, Freilassung der Sklaven und Geldleihung ohne Zinsen (Leviticus, Kap. 25, 35–37). Vgl. Herzog Max von Sachsen, a.a.O., S. 273, Anm. 5–11. Weiteres bei Bruck, a. a. O., S. 414, Anm. 169.
In der Ecloga de eleem. et hosp, Hom. XXIII (Migne, P. G., 63, Sp. 725), deren Echtheit zweifelhaft ist (S. Haidacker, Zeitschrift für Katholische Theologie, XXV, 1901, S. 365 ff.) empfiehlt Chrysostomus die Hälfte des Vermögens zu geben.
Vgl. unten § 8.
Der Kaiser wurde häufig ganz oder auf eine Quote zum Erben eingesetzt. Schon Augustus hat, wie er selbst angibt, in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens nicht weniger als 1400 Millionen Sesterzen geerbt, davon aber den überwiegenden Teil für Staatszwecke verwandt und seinen Erben nur 150 Millionen Sesterzen hinterlassen (Sueton, Augustus 101). Dabei blieb es auch bei seinen Nachfolgern (Tacitus, ann. 6, 14; Dio Cass. 58, 4). Vgl. zu dem Brauch den Kaiser auf eine Quote einzusetzen, Zonaras 12, 1, S. 593 d., und Malalas, XI, S. 281, und hierzu Hirschfeld, die kaiserlichen Verwaltungsbeamten bis auf Diokletian, 2. Aufl. 1905, S. 111. — Aristoteles ernannte in seinem Testament den Antipater zum Testamentsvollstrecker (von Wilamowitz-Moellendorff, Hermes, Bd. 33, S. 531). Siehe weiteres über diesen Brauch bei Mitteis, Römisches Privatrecht I, S. 107, Anm. 30, I. c; Kreller, Erbrechtliche Untersuchungen auf Grund der Gräko-Aegyp-tischen Papyrusurkunden, S. 375 ff.; Bruck, Totenteil und Seelgerät, S. 321, Anm. lb und Studi Riccobono, III, S. 403; R. S. Rogers, Transactions of the American Philogical Association, LVIII.
Chrysostomus, de verbis apostoli, III, 9 (Migne, P. G., 51, Sp. 289 f.): „Siehst Du nicht, daß viele Reiche und Mächtige... in ihren Testamenten einsetzen und sie zu Miterben ihrer Kinder machen, aus keinem andern Grunde als damit sie die Sicherheit für ihre Kinder vermehren... und Du willst nicht ihn (Christus) zum Miterben Deiner Kinder machen?“ Ähnlich Chrysostomus, Ecloga de eleem. et hosp., Hom. XXIII (Migne, P. G., 63, Sp. 730), ferner in Epist. ad Rom.. Hom. XVIII (Migne, P. G., 60, Sp. 581 und hierzu Bruck, Studi Riccobono, III, S. 403).
Siehe die Zitate unten § 16, Anm. 23.
Bruck, Studi Riccobono, III, S. 193, bei Anm. 78.
Bruck, Studi Riccobono, III, S. 393–398.
Z. B. schon vor ihm Tertullian und Cyprian (vgl. A. Beck, Römisches Recht bei Tertullian und Cyprian, Halle an der Saale, 1930), ferner Augustin (A. Schultze, Augustin und der Seelteil, S. 184).
Belege bei Bruck, Studi Riccobono, III, S. 398.
Bruck, a. a. O., S. 398.
Z. B. Chrysostomus, Ad populum Antiochenum, Hom. II, 5 (Migne, P. G., 49, Sp. 41), und anderwärts. — Vgl. Bruck, a. a. O., S. 397.
F. X. Funk, Geschichte des kirchlichen Zinsverbots, Tübingen, 1876, S. 5; O. Schilling, Reichtum und Eigentum in der altkirchlichen Literatur, S. 116; Robert von Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, II, 3. Aufl., 1925, S. 475; Bruck, Studi Riccobono, III, S. 413 und 396, Anm. 40.
Bei Behandlung der Almosen verwendet Augustin häufig die verwandte Rechtsfigur des Seedarlehens (foenus nauticum oder pecunia traiecticia). Vgl. M. Falco, Art. Disposizioni per l’anima, in Enciclopedia Italiana, ferner A. Schultze, S. 184. — Das Seedarlehen braucht erst zurückgezahlt zu werden, wenn das Geld oder die dafür angeschafften Waren ani Bestimmungsort eingetroffen sind. Bei Chrysostomus fehlt dieser Vergleich.
Migne, P.G., 58, Sp. 651.
Basilius, In illud „Destruam horream“ (audi: in avaritiam), Kap. 3 (Migne, 31, Sp. 265).
H. Lietzmann, Art. Johannes Chrysostomus, Realenzyklopädie, IX, 2, Sp. 1877.
Vgl. auch M. von Bonsdorf, Zur Predigttätigkeit des Johannes Chrysostomus, Helsingfors, 1922, S. 14 ff.
Vgl. oben § 2, III.
Vgl. oben S. 6, 9.
Vgl. oben S. 20.
Chrysostomus, In Epist. ad Rom. Hom. XVIII (Migne, P. G., 60, Sp. 631), wiederholt in Ecloga de eleem. et hosp. Hom. XXIII (Migne, P. G., 63, Sp. 730).
Basilius, Sermones XXIV de moribus (per Symeonem selecti), sermo XI de morte 535 (Migne, P. G., Bd. 32, appendix, Sp. 1263 ff.). Vgl. noch stärker Basilius’ Hom. In divites (Nr. 7), Migne, P. G., 31, Sp. 303, ebenfalls mit Bezug auf das Testament: „Man bringt nicht einen Cadaver zum Altar des Opfers. Bringe ein lebendiges Opfer... Wenn Du nicht wagst Deine Ehrengäste mit den Resten des Tisches zu empfangen, wie wagst Du Gott mit den Resten günstig zu stimmen?“
Augustin bevorzugte das Testament (s. unten § 15, III).
Basilius Hom. Dicta tempore famis et siccitatis, Kap. 8 (21), Migne, P. G., 31, Sp 325 (s. oben S. 9, Anm. 27) spricht vom „Geben für die Seele“.
Gregor von Nazianz, De paup. amore (Nr. 14), Kap. 22 (s. oben Anm. 44).
Gregor von Nyssa, De paup. amore, Or. 1, Migne, P. G., 46, Sp. 466 B (s. oben S. 9).
Hom. 45 ad Matth. 2 (Migne, P. G., 58, Sp. 799), de verbis apostoli, III, 1 (Migne, 51, Sp. 289 f.), und anderwärts. — Der Gedanke, Christus als Teilhaber und Miterben am Vermögen anzunehmen, findet sich bereits bei Cyprian (De opere et eleemosynis c. 13 i. f. Corpus Scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, III, 1, S. 383): „Fac tibi possessionum terrestrium Christum participem, ut et ille te sibi faciat regnorum caelestium coheredem.“ Aber bei Cyprian fehlt noch das Maß für die Almosen (A. Schultze, Augustin und der Seelteil, S. 189). Der Seelteil, die Quote des Vermögens als Minimalmaß für die Zuwendung, fand sich bei Cyprian noch nicht.
Sogar der Kaiser Justinian übernahm die Bezeichnung „Quote für Christus“ (Cod. Just. 1, 2, 25 (26). S. unten § 18). — Ähnlich wurden später im Fränkischen Reich Vermächtnisse zugunsten der Heiligen und nicht der Kirche gemacht. Auch dort trat die Kirche hinter den mächtigen Heiligen und ihren Reliquien zurück, denen die Gaben unmittelbar zugewendet wurden. (Vgl. A. Bernoulli, Die Heiligen der Merowinger, Tübingen, 1900, S. 1; H. Schreuer, Das Recht der Toten, Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft, XXX, 1916, S. 349; Henrici, Über Schenkungen an die Kirche, 1916, S. 13 und 47, Anm. 46 und 46a).
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Bruck, E.F. (1956). Basilius der Große, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Johannes Chrysostomus und die Entstehung des Anteils für die Seele und die Armen. In: Kirchenväter und Soziales Erbrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87167-2_1
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Online ISBN: 978-3-642-87167-2
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