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Individualität und Therapie

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Individuum und Krankheit
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Zusammenfassung

Weitverbreitete Allgemeintendenzen der Therapie hat Chr. van Gelderen treffend so gekennzeichnet: es bestehe „immer ein Bedürfnis nach Standardisierung des Behandlungsverfahrens… Darin bekunde sich… auch die Ansicht, ein Leistenbruch sei ein Leistenbruch, ein Brustkrebs sei wie der andere und das Ulcusleiden1 sei auch normalisierte Pathologie“. Ist dieser therapeutische Schematismus schon bei sog. „banalen“ chirurgischen Krankheiten unhaltbar, so desto mehr bei schwierigen Eingriffen. Es ist deshalb verständlich, wenn beispielsweise W. Lehmann (1936) eine genaue Formulierung der Operations-Indikationen bei spastischen Pyramiden-Erkrankungen als „schwierig, man möchte fast sagen unmöglich“ bezeichnet „da jeder Fall anders liegt“. In der Inneren Medizin verhält es sich natürlich ebenso. 1884 mußte beispielsweise Nothnagel dagegen Stellung nehmen, daß — der damaligen Sitte entsprechend — jedem Pneumoniker alkoholische Getränke gegeben wurden. Auch „in der Tuberkulosetherapie rächt sich nichts so sehr wie schematisches Vorgehen!“ (G. Schröder 1940). Eine heute geläufige Unsitte ist es beispielsweise, daß eine Unzahl intern Erkrankter der so problematischen „Fokalsanierung“ unterzogen werden. Auch der „neue Dogmatismus“ bei der Beurteilung schwangerer Tuberkulöser bzw. die schematisierende Behandlung schwangerer Diabetikerinnen, welche später eingehend erörtert werden, gehören hierher. Mit dem therapeutischen Schematismus ist zwangsläufig der mechanische Medizinbetrieb gekoppelt, wie er besonders in Amerika Triumphe feiert: „Man sorgt im medizinischen Beruf rationell für Massenabfertigung der Kranken, für technische Behandlung in Instituten, löst den Kranken auf in Teile zur Überweisung an die spezialistischen Behandlungsarten, zu denen er hin und her geschickt wird. Aber gerade damit wird dem Kranken der Arzt genommen“ (Jaspers 1947).

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© 1959 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Curtius, F. (1959). Individualität und Therapie. In: Individuum und Krankheit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87056-9_6

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