Zusammenfassung
Die Scheidung und Unterscheidung von Staatsrecht und Privatrecht, von „öffentlichem“ und nichtöffentlichem Recht ist als eine entscheidende Errungenschaft der Neuzeit gepriesen worden. Aus dem römischen Recht der Kaiserzeit entlehnt, hat sie die Jurisprudenz des europäischen Absolutismus und seiner Erben beherrscht. Sie ist mit der Entstehung des modernen Staatsgedankens, wie schon der Ausdruck „Staatsrecht“ kundgibt, eng verknüpft, und daher gleichfalls mit seiner Problematik. Es ist nun demgegenüber interessant, festzustellen, daß dem Recht des demokratischen Verfassungsstaats in den Vereinigten Staaten diese Unterscheidung in ihrer europäischen Form nicht geläufig ist und daß dort an ihre Stelle die Unterscheidung von Verfassungsrecht und sonstigem (gewöhnlichem) Recht getreten ist. Die gleiche Tendenz macht sich in denjenigen europäischen Staaten bemerkbar, die von den Denkformen des Absolutismus, sei er monarchischer, sei er demokratischer Art, abrücken und sich einem bewußten Konstitutionalismus zuwenden. In England dagegen ist selbst diese Unterscheidung grundsätzlich nie anerkannt worden; eine Trennung von constitutional law und sonstigem law wird nicht zugegeben und alles Recht wird einfach und ausschließlich als Recht angesprochen, für dessen Schöpfung das vom Volk gewählte Parlament verantwortlich ist.
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Friedrich, C.J. (1955). Das Verfassungsrecht als Grundlage des Rechtssystems. In: Die Philosophie des Rechts in Historischer Perspektive. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86332-5_23
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