Allgemeine Krebspathologie

Zusammenfassung

Wie immer in den Naturwissenschaften, so hängt auch bei der Krebsmorphologie viel von ihren Methoden und besonders von neuen Methoden ab. Abgesehen von ihrer eminenten klinischen Bedeutung für die Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie gewährt die deskriptive Morphologie Einblick in Herkunft, Aufbau, Ausbreitung und Wesen der Geschwülste und vermittelt mit ihren vielfach neuen Hilfsmitteln der Histologie, Cytologie und Cytochemie, Einteilung und Rubrizierung der Tumoren. Hierzu kommen die Methoden der experimentellen Morphologie, sei es in Form der den Entwicklungsablauf künstlich abändernden Entwicklungsmechanik oder der Erzeugung krebskranker Versuchstiere durch Transplantation von Krebsgewebe (Methode der Impfgeschwülste) oder in Form der Gewebezüchtung, die gerade für das Krebsproblem die starren Zustandsbilder histologischer Präparate durch die Dynamik, Stoffwechselphysiologie, Wachstumsbiologie, Gewebsorganisation, Zelldifferenzierung usw. lebender, aus dem Organismus ausgepflanzter Zellen so wirksam ergänzt. Ohne Krebsmorphologie wären alle anderen und späteren Fortschritte, auch die mit experimentellen Methoden der Krebsforschung erzielten, undenkbar. Umgekehrt würde natürlich derjenige, der die Morphologie zum hauptsächlichen oder gar alleinigen Traggrund machen würde, einseitig und von der vielgestaltigen Wirklichkeit des Krebsgeschehens weit entfernt bleiben.

Die Morphologie soll die Lehre von der Gestalt der Bildung und Umbildung der organischen Körper enthalten, sie gehört daher zu den Naturwissenschaften.

Goethe, Morphologische Schriften Jena 1926, S. 228