Zur Therapie der chronisch aggressiven viralen Hepatitis und posthepatitischen Lebercirrhose

Zusammenfassung

Wir behandeln an meiner Klinik seit 1980 Patienten mit chronisch aggressiver viraler Hepatitis und posthepatitischer Lebercirrhose mit einem in Japan entwickelten Präparat, das dort unter dem Namen STRONGER NEO MINOPHAGEN C — abgekürzt SNMC — im Handel ist. Es handelt sich um eine Mischung von Glycyrrhicin, Glycin und Cystein, wobei die wirksame Substanz offensichtlich die Glycyrrhicinsäure ist. Der Wirkungsmechanismus besteht vermutlich in einem antiphlogistischen Effekt. Japanische Autoren sprechen von einer milden Cortiosonwirkung, es wurde auch eine Interferon-Induktion nachgewiesen. Glycyrrhicin ist auch der Wirkstoff des Succus liquiritiae. Meine Mitarbeiterin Frau Mahl hat 1986 94 Fälle von chronisch aggressiver Hepatitis und posthepatitischer Lebercirrhose zusammengestellt, die mit SNMC behandelt wurden. Dabei handelt es sich um eine Negativauswahl, die Patienten wurden mindestens drei Monate erfolglos mit andern Leberpräparaten, zum Teil Corticosteroide und Immunsuppressiva, behandelt. Somit ist jeder Einzelfall seine eigene Kontrolle, was für eine statistische Auswertung zulässig ist. Bei dieser Negativauswahl von Patienten zeigten sich nur 10% Therapieversager, 90% heilten aus oder besserten sich wesentlich. Dies ist ein Ergebnis, das bisher mit keinem anderen Leberpräparat erreicht werden konnte, auch nicht mit Corticosteroiden und Immunsuppressiva. Bedeutsam ist auch, daß unter 36 Patienten mit HBs- und HBe-AG-positiver chronisch aggressiver Hepatitis bei 15 (= 40%) eine Serumkonversion erreicht werden konnte. Dieses Ergebnis ist identisch mit den heutigen Erfolgen der Interferon-Behandlung.