Festvortrag

Zusammenfassung

Zuerst möchte ich für die Einladung danken, heute hier über Forschung in der Medizin zu sprechen. Ich habe vor, allgemeine Fragen der Forschung zu erörtern, wie die Wahl relevanter Forschungsprobleme, die Organisation der Forschung, die Beziehungen zwischen Forschung und Unterricht —Fragen, die heute vielerorts zur Diskussion stehen, besonders aber in der Bundesrepublik. Wenn ich an die früheren Wiesbadener Kongresse zurückdenke — ich nahm 1928, 1930, 1932 und 1952 daran teil —, dann kommt es mir in der Tat erstaunlich vor, daß die aufgezählten Fragen heute so heftig debattiert werden. Früher — noch 1952 — stellten sich diese Fragen nicht, denn es war selbstverständlich — ganz besonders in Deutschland, in dem seit Generationen Forschung einen hervorragenden Platz einnahm —, daß Forschung in der klinischen Medizin prinzipiell immer relevant ist (wenn sie gut ist). Es war selbstverständlich, daß die Organisation in den Händen derjenigen lag, die durch ihre Leistungen bewiesen hatten, daß sie zur Erfüllung dieser Aufgabe fähig waren. Es war selbstverständlich, daß in der Medizin, die sich ständig weiterentwickelt (weshalb wir auch unser ganzes Leben lang nicht auslernen), die Forschung und der Unterricht eng verbunden sein müssen. Ein englischer Universitätslehrer sagte einmal in diesem Zusammenhang: „Wer von einem lernt, der selbst mit Lernen beschäftigt ist, trinkt vom fließenden Bache. Wer von einem lernt, der all das, was er lehrt, schon gelernt hat, trinkt vom grünen Mantel eines stehenden Pfuhls.“