Zur Psychodiagnostik von Depressionen im Alter: Ergebnisse und Probleme der Messung psychosozialer Stützfaktoren

Zusammenfassung

Zu den wichtigsten Trends in der Psychodiagnostik depressiver Störungen in den letzten Jahren gehört das zunehmende Interesse, das der Erfassung der interpersonellen Aspekte im Depressionsproblem gewidmet wird. Die zu diesem Zweck entwickelten Erhebungsverfahren sollen die gebräuchlichen Selbst- und Fremdeinschätzungsskalen zur Erfassung emotionaler, kognitiver und somatischer Depressionsindikatoren (21, 4) selbstverständlich nicht ersetzen, sondern sie im Sinn einer multimethodalen diagnostischen Vorgehensweise ergänzen. Aus der großen Vielfalt von theoretischen und erhebungsmethodischen Zugängen, die diesbezüglich heute bereits vorliegen, sei im folgenden eine aktuelle Forschungsrichtung näher dargestellt, die gerade auch für den Bereich der Altersdepressionen von besonderer Relevanz erscheint. Sie betrifft die Messung psychosozialer Stützfaktoren in der natürlichen sozialen Umwelt des Patienten, d. h. die Messung supportiver interpersoneller Beziehungen, die in jüngster Zeit eine außerordentlich rasche und teilweise recht unübersichtliche Entwicklung genommen hat. Dabei soll zunächst ein kurzer Überblick über die diagnostischen Ansätze zur Erfassung supportiver Beziehungen im Rahmen depressiver Störungen im allgemeinen gegeben werden. Im Anschluß daran wird auf Möglichkeiten und Probleme, die sich in diesem Zusammenhang speziell im Hinblick auf depressive Störungen des höheren Lebensalters abzeichnen, näher einzugehen sein.