Zusammenfassung
Die Kernannahmen des epistemologischen Subjektmodells stellen die Reflexivität des menschlichen Subjekts in den Mittelpunkt der Problemdefinition und verstehen diese Reflexivität als Manifestation der Existenzweise des Menschen als ‘animal rationale’, d.b. als Voraussetzung für eine potentielle, zumindest prinzipiell erreichbare Rationalität. Dabei impliziert diese Assoziation von Reflexivität und Rationalität innerhalb des problemdefinierenden Annahmenkerns des epistemologischen Paradigmas, daß ihr eine paradigmendiskriminierende Funktion zukommt, d.h. praktisch, daß im behavioristischen Paradigma mitsamt der Reflexivität auch die Möglichkeit der Rationalität für das Erkenntnis-objekt ausgeschlossen wird. Dieser grundsätzliche Ausschluß sei kurz auf der Grundlage des besprochenen ‘awareness’-Problems beim verbal conditioning (vgl. I.3.) verdeutlicht:
Im Anschluß an die kognitive Interpretation des ‘awareness’-Problems beim verbalen Konditionieren sind schon BREGER&McGAUGH (1965,346) auf die Idee gekommen, daß, wenn die Vpn sowieso eine Hypothese über die zu emittierende Responseklasse entwickeln müssen, der gewünschte ‘Lerneffekt’ auch einfacher und effektiver dadurch zu erreichen sein könnte, daß man ihnen direkt sagt, was sie ‘emittieren’ sollen: d.h. also Lernen durch Instruktion, nicht durch (automatische) Konditionierung. Diesen Vorschlag haben dann (1968) MERBAUM&LUKENS in der Tat in einem Experiment realisiert; sie haben dabei drei Möglichkeiten zur Erreichung eines entsprechenden Lerneffekts (erhöhte 1ußerungshäufigkeit einer bestimmten ‘Responseklasse’; hier positiv und negativ getönte emotionale Worte) verglichen: 1. das klassische operante Konditionieren; 2. eine Methode des Hervorlockens (‘eliciting’) der Worte durch Fragen über Gefühle während des Erzählens einer Geschichte; 3. Instruktion der Vpn, möglichst viele emotional getönte Worte zu gebrauchen. Die Ergebnisse zeigen eine eindeutig größere Effektivität der Instruktionsmethode im Vergleich zum verbal conditioning (bei negativ getönten emotionalen Worten war die Methode des Hervorlockens der Verstärkung ebenfalls überlegen).
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© 1977 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag GmbH & Co KG, Darmstadt
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Groeben, N., Scheele, B. (1977). Metatheoretische Perspektiven von Reflexivität: Rationalität als Psychologisches Konstrukt. In: Argumente für eine Psychologie des Reflexiven Subjekts. Psychologie und Gesellschaft, vol 4. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85300-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-85300-5_2
Publisher Name: Steinkopff
Print ISBN: 978-3-7985-0491-2
Online ISBN: 978-3-642-85300-5
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