Zusammenfassung
Den Auftrag, einführende Bemerkungen zu machen, habe ich so verstanden, Ihnen auseinanderzusetzen, wie die „Kommission Theoretische Pathologie“ hatte auf den Gedanken kommen können, ein Gespräch ausgerechnet über ein derart schwieriges Thema zu suchen. Ich bekenne mich schuldig, als Anreger tätig gewesen zu sein. Verzeihen Sie, daß ich sehr Persönliches vorausschicke: Am 1. März 1933 legte ich die Reifeprüfung (Abiturum) an einem Realgymnasium alter Prägung, der nachmaligen Georg Büchner-Schule in Darmstadt, ab. „Alte Prägung“ bedeutete: 9 Jahre Latein, aber auch erstaunlich viel Physik und Chemie. An der mündlichen Prüfung mußte man nur teilnehmen, wenn es galt, etwas zu klären, insbesondere zu verbessern. Ich wurde in Physik aufgerufen und gefragt — coram publico — was ich von dem „Peltier-Effekt“ p1 wisse. Jean Charles Athanase Peltier, ein gelerneter Uhrmacher, hatte 1834 das Thermoelement, entstanden durch die Kontaktnahme zweier Metalle, beschrieben: Bei Durchgang von elektrischem Strom an der Grenze beider Metalle entstand je nach Stromrichtung entweder eine Temperaturerhöhung oder aber Erniedrigung. Damit war ich schon damals (18jährig) bei der Entropie angekommen (Brockhaus 1968). Wenige Wochen später, im Sommersemester 1933 hier in Heidelberg, hörte ich die große Vorlesung bei Walther Bothe über Experimentalphysik. Ich war begeistert; mein damaliges Kollegheft (in Abendstunden ausgearbeitet) befindet sich noch heute in meinem Besitz. Bothe erörterte die drei Hauptsätze der Thermodynamik:
-
1.
Hauptsatz: Wärme läßt sich in Arbeit und umgekehrt Arbeit läßt sich in Wärme verwandeln.
-
2.
Hauptsatz: Die Wärme ist nur teilweise in Arbeit zu verwandeln, weil man nie auf minus 273 Grad abkühlen kann. Bei reversiblen Prozessen bleibt die Gesamtenergie aller beteiligten Körper unverändert, bei irreversiblen wird sie vermehrt.
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Literatur
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Doerr, W. (1993). Entropie und Pathogenese. In: Becker, V., Schipperges, H. (eds) Entropie und Pathogenese. Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84927-5_1
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