Zusammenfassung
Es war ein Wunsch aus dem Kreis der Collegen, heute und hier zu sprechen. Es geht um die ärztliche Ethik, und zwar um eine solche mit Bezug auf den technischen Fortschritt. Ich spreche als Pathologe der älteren Schule, der manches gesehen und einiges bedacht hat. Pathologen sind Ärzte mit besonderem Auftrag. Ihr Zugang zu den aktuellen Fragen sogenannter Ethik hat zwei spezifische Stenosen zu überwinden. Diese hängen damit zusammen, daß, ist der Pathologe als Obduzent und Gutachter aufgerufen, Fragen von „Recht und Ethik“ im Mittelpunkt stehen, und daß selbstverständlich auch, sind wir Pathologen „Naturforscher“, Beziehungen zur Biologie existieren. Dann erscheint uns die ärztliche Ethik als „Bio-Ethik“. Sie wissen, daß ich in meiner aktiven Zeit als Institutsleiter mit den Störungen des Lebens, Krankheit und Tod, aber auch mit dem Versuch der experimentellen Kontrolle, der Reproduktion und Simulation pathischer Erscheinungen konfrontiert war. Sie dürfen von mir nicht erwarten, daß ich alle Fragen anspreche, die Sie bewegen. Ich werde immer ein klein wenig mehr im Grundsätzlichen bleiben, als es Ihnen lieb ist. Aber ich lasse mich von dem tausendjährigen Auftrag leiten
„Medici sumus, homines simus“
(Ärzte sind wir, laßt uns auch Menschen sein!)
Öffentliche Vorlesung für Hörer aller Fakultäten, gehalten am 30. October 1986 in Heidelberg.
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Doerr, W. (1987). Ärztliche Ethik, aus der Sicht des Pathologen. In: Problemgeschichte kritischer Fragen. Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83208-6_7
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