Der amerikanische Psychiater als Sachverständiger vor Gericht: ein Vergleich mit der Praxis in der Bundesrepublik Deutschland

Zusammenfassung

Die Methode der Auswahl eines Sachverständigen in einem Strafprozeß wird von einigen forensischen Psychiatern in der BRD als das „heißeste Problem“ in der ganzen Gutachtenerstattung angesehen [1]. Darüber hinaus scheint dieses Thema, wenn man es nach den vielen in den letzten Jahren in den Massenmedien veröffentlichten Artikeln (z. B. [2, 3, 4]) beurteilt, auch großes allgemeines, öffentliches Interesse zu erwecken. Ebenso wie jede Sparte der modernen Medizin im wesentlichen durch die kulturellen Rahmenbedingungen bzw. die jeweiligen sozialen Muster, in denen man sie ausübt [5], beeinflußt wird, trifft dies sicherlich um so mehr für die Psychiatrie zu. Genau wie es sehr verschiedene Typen gesundheitlicher Versorgungssysteme gibt, die eng mit verschiedenen Formen einer sozialen und medizinischen Ethik korrespondieren [6], existieren auch ganz verschiedene Möglichkeiten, wonach psychiatrische Kenntnisse angefordert und den Richtern dann in foro angeboten werden können. So ist es sicherlich ungerechtfertigt, irgendeine Form der Praxis der forensischen Psychiatrie oder irgendein spezifisches Verfahren bei der Auswahl eines psychiatrischen Sachverständigen kategorisch als einzig und allein richtig anzusehen.