Zusammenfassung
Im Jahre 1965 begann eine Arbeitsgruppe des Landes NRW mit der Entwicklung von Arbeitsrichtlinien für die standardisierte schulärztliche Untersuchung und Dokumentation, die von 1970 an von Gesundheitsämtern in NRW (und anderen Bundesländern) auf freiwilliger Basis angewandt werden. Diese Arbeitsrichtlinien enthalten “operationale” Definitionen. Die Atemwegsorgane bzw. -funktionen betreffen die Merkmale Adenoide, pathologische Tonsillen, Neigung zu Bronchitis und Asthma. Die vorliegende Arbeit stützt sich auf eine Sekundäranalyse der aus den Jahresauswertungen vorliegenden aggregierten Daten. Auf die Originaldaten konnte aus technischen Gründen zur Zeit nicht zurückgegriffen werden.
Bei der Betrachtung der Daten als Zeitreihe ergeben sich eine Reihe von Problemen, die im einzelnen diskutiert werden (Zu- und Abgänge unter den beteiligten Gesundheitsämtern, unregelmäßige Einsendung der Daten aus den Gesundheitsämtern, Untersuchervariabilität, angestiegener Ausländeranteil, Gebietsreform, Änderung der Arbeitsrichtlinien, sinkende Akzeptanz des verwendeten Elternfragebogens, Probleme im Verständnis der Definitionen, Nichtanwendbarkeit der üblichen Verfahren der Zeitreihenanalyse).
Die Ergebnisse zeigen bei Adenoide, pathologischen Tonsillen und Bronchitisneigung gleichartige Verläufe der Zeitreihen, nämlich zuerst ein Ansteigen der Werte bis Mitte der 70er Jahre, dann ein Absinken auf die Ausgangswerte bis 1979/80 danach ein weiteres starken Abfallen der Werte bis 1984. Anders verhält sich die Häufigkeitsreihe beim Merkmal Asthma. Bis Mitte der 70er Jahre bleibt der Wert auf einem mittleren Niveau, sinkt etwas bis 1980 und steigt dann stark an, was einer Verdoppelung der Werte innerhalb von vier Jahren entspricht. Dieser Anstieg kann nicht allein mit verbesserter Diagnostik in den letzten Jahren erklärt werden und ist eher im Zusammenhang mit dem Anstieg allergischer Phänomene überhaupt zu sehen.
Über den Zusammenhang der Häufigkeit von Atemwegsbefunden und der Luft- und Umweltverschmutzung sind aus unseren Daten kaum Aussagen zu machen, denn die Dokumentation deckt das Gebiet von NRW und hier insbesondere die Gebiete mit stärkerer Luftverschmutzung nur lückenhaft ab, die Daten können regional unterhalb der Kreisebene nicht aufgeschlüsselt werden, sozio-ökologische Merkmale werden nicht er-fasst und die feststellbaren regionalen Unterschiede sind wahrscheinlich durch erhebliche Untersuchervariabilitäten überlagert. Es müssen Anstrengungen unternommen werden, für die Zukunft diese Schwachstellen in den Griff zu bekommen.
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Literatur
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Gerdel, W. (1986). Häufigkeit und Verbreitung von Befunden der Atemwegsorgane in 15 Jahren schulärztlicher Statistik in einigen Regionen von Nordrhein-Westfalen. In: Wichmann, HE., et al. Methodische Aspekte in der Umweltepidemiologie. Medizinische Informatik und Statistik, vol 65. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-82947-5_6
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