Petăr Beron und Seine Fischfibel

Zusammenfassung

Eines der Ergebnisse des gemeinsamen historischen Schicksals der Völkerschaften auf der Balkanhalbinsel, ihres jahrhundertelangen Zusammenlebens im Osmanischen Reich, ist die Herausbildung des balkanischen Kulturraumes in seiner heutigen Form. Durch eine Vielzahl von Merkmalen unterscheidet sich dieser Raum vom mittel- und westeuropäischen Kulturraum und hat in sich — trotz seiner zahlreichen Sprachen, Religionen und ethnischen Gruppen — ein relativ einheitliches kulturelles Geprăge. Die Entstehung, die Besonderheiten und die Manifestationen dieser Kultur sind im Rahmen der Südosteuropaforschung bereits mehrfach diskutiert worden (vgl. Matl 1958; Gavazzi 1958; Schmaus 1959 u.a.). Ein wesentlicher Punkt dieser Diskussion ist die Frage nach der Entstehung und Formierung der geistig-kulturellen Strömungen auf dem Balkan und insbesondere nach dem Erscheinen neuer Kulturelemente seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Nach einer langen Periode weitgehender Isolation von der geistigen Entwicklung Europas begannen in dieser Zeit zögernd neue Einflüsse über die Randgebiete des Osmanischen Reiches in das Zentrum der Balkanhalbinsel vorzudringen. Auf ihrem Wege verloren sie viel an ihrer ursprünglichen Kraft und vielfach auch von ihrer Gestalt. Der Grund für diese oft wesentliche Umformung fremder Kulturelemente beim Eintritt in den balkanischen Kulturraum liegt zum einen in der kulturellen Andersartigkeit und den unterschiedlichen historischen und sozio-ökonomischen Bedingungen; wesentlicher aber scheint die Bedeutung der überaus komplizierten und vielschichtigen Vermittlungs- oder Kommunikationsprozesse gewesen zu sein, die den Verlauf und auch das Ergebnis der geistig-kulturellen Entwicklung der balkanischen Gesellschaften im 19. Jahrhundert sehr nachhaltig beeinflußten.