Zusammenfassung
Als flugbegabte Wesen, die rasch weite Strecken zurücklegen können, müssen Vögel natürlich imstande sein, bestimmte, für sie lebenswichtige Orte von weit her wieder aufzufinden. Man ist geneigt anzunehmen, daß ein wegfliegender Vogel, ähnlich wie eine Biene, sich die überflogene Gegend genau merkt und auf dem-selben Wege zurückkehrt, den er beim Abflug gewählt hat. Da Vögel sehr gut sehen und aus der Höhe herab weite Strecken überschauen können, so liegt es ja nahe, eine solche Gesichts-„Orientierung“ für alle Fälle anzunehmen. In der Tat stimmen diese Verhältnisse für geringere Entfernungen, also für den näheren und den weiteren Umkreis um das Nestgebiet, und es hat sich neuerdings herausgestellt, daß wenigstens gewisse Stand-vögel nicht mehr heimfinden, wenn man sie „verfrachtet“, d. h. in geschlossenen Behältnissen mit der Bahn oder dem Flugzeug ver-schickt und sofort freiläßt. Sämtliche in einer bestimmten Gegend gefangenen Habichte, die einige ioo km von ihrer Brutheimat entfernt aufgelassen wurden, kamen bis auf einen einzigen an-scheinend nicht wieder zurück; einige wurden nicht allzuweit vom Auflassungsorte nach Wochen erlegt; sie hatten also keine An-stalten gemacht, die Heimat wieder aufzusuchen. Andererseits ist man manchmal erstaunt, daß Vögel heimfinden, wenn die Gegend, von oben herab gesehen, ganz anders aussieht als sonst.
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Heinroth, O. (1977). Wie findet sich ein Vogel zurecht?. In: Aus dem Leben der Vögel. Verständliche Wissenschaft, vol 34. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-81127-2_22
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