Zusammenfassung
Die fluterzeugenden Kräfte von Mond und Sonne wirken nicht nur auf die Wassermassen der Ozeane, sondern auch auf die Luftmassen der Atmosphäre. Es ist deshalb zu erwarten, daß es auch Gezeiten der Lufthülle der Erde gibt und schon 1774 hat Laplace seine dynamische Theorie der Gezeiten auf die gasförmige Hülle der Erde angewandt. Er hat mit ihr vorausgesagt, daß die atmosphärischen Mondgezeiten und um so mehr die atmosphärischen Sonnengezeiten keine großen Ausmaße erreichen können. Dieses Ergebnis widerspricht der üblichen Ansicht, daß, wenn der Mond und die Sonne imstande seien, so bedeutende Gezeitenerscheinungen im Ozean hervorzurufen, desto mehr diese Gestirne imstande sein müßten, eine noch bedeutend größere Ebbe und Flut in den leicht beweglichen Massen der Atmosphäre zu erzwingen. Dieser Schluß ist aber nicht richtig. Denn die fluterzeugenden Kräfte sind jeweils proportional der Masse des anziehenden Gestirns, aber auch proportional der Masse des angezogenen Körpers selbst. Diese Massen verhalten sich aber bei der Volumseinheit Wasser und Luft etwa wie 1000 zu 1. Wenn man annimmt, daß die Wirkungen der fluterzeugenden Kräfte bei ungefähr gleicher Beweglichkeit der Massen sich wie die Größe der Kräfte verhalten, müßten die atmosphärischen Gezeiten etwa 1000 mal kleiner sein als die des Ozeans, d. h. die atmosphärische Mondflut könnte höchstens Druckänderungen von 1/27 mm Hg herbeiführen.
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Defant, A. (1953). Die Gezeitenschwingungen der Atmosphäre und Ionosphäre. In: Defant, A. (eds) Ebbe und Flut des Meeres der Atmosphäre und der Erdfeste. Verständliche Wissenschaft, vol 49. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-80525-7_7
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