Zusammenfassung
Während im Altertum schon den Römern das in manchen Alpentälern gehäufte Vorkommen des Kropfes bekannt war, wies auf die fast gesetzmäßige Paarung von Kropf mit Schwachsinn Paracelsus (1493–1541) wohl als erster hin. Doch ist die Niederlegung seiner im Salzburgischen Lande gemachten Beobachtungen (in „De generatione stultorum“) wirr, mystisch-dunkel und teilweise unverständlich. In sachlicher Klarheit beschrieb etwa 80 Jahre später der Baseler Medizinprofessor und Stadtarzt Felix Platter (1536–1614) in „Praxeos medicae“ (Basel, 1625 und 1656) den Zusammenhang. Nach Erwähnung des Schwachsinns fährt er fort: „Die Krankheit ist in bestimmten Regionen häufig. Für die Vergangenheit wird dies von Ägypten behauptet; ich selbst habe viele Kinder im Walliser Kanton und im Bintzger Tal davon betroffen gefunden. Außer dem Schwachsinn haben sie gelegentlich Verformungen des Kopfes, eine dicke, geschwollene Zunge, sie können stumm sein, und oft trägt der Hals eine Struma. Ihre ganze Erscheinung ist merkwürdig: sie sitzen, einen Stock in den Händen, vor sich hinstarrend, würdevoll da oder verdrehen absonderlich ihren Körper, ihre Augen sind aufgerissen, ohne Grund lachen sie und möchten gerne alles Mögliche wissen.“ Abbildungen von Kranken fehlen in dem nur auf der Titelseite (mit Bildern des Hippokrates und Galen) illustrierten Buch. Im 18. Jahrhundert folgte eine Reihe weiterer Beschreibungen, so durch den ersten Montblanc-Besteiger, den Naturforscher Horace de Saussure (Voyages dans les Alpes, Neuchâtel, 1779–1796) und medizinisch genauer durch die Italiener Malacarne (Turin 1789) und Fodéré (Turin 1792 und Paris 1802). In keinem dieser Bücher wird die Schilderung des äußeren Aspektes bildmäßig unterbaut, wie ich auch sonst aus der Zeit vor 1800 nirgendwo in medizinischen Werken die Abbildung eines Kropfträgers oder Kretins habe finden können.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1980 J. F. Bergmann Verlag München
About this chapter
Cite this chapter
Vogt, H. (1980). Endokrine Krankheitsbilder. In: Das Bild des Kranken. J.F. Bergmann-Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-642-80496-0_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-80496-0_9
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag
Print ISBN: 978-3-642-80497-7
Online ISBN: 978-3-642-80496-0
eBook Packages: Springer Book Archive