Zusammenfassung
Das Gehirn sucht automatisch nach dem Sinn, d. h. der Bedeutung und Deutung von Wahrnehmungen. Es ergänzt Teile zu einem Ganzen (z. B. perspektivische Abbildungen, Bruchstücke von Worten, Melodien). Wenn das nicht gelingt, werden weitere Gehirngebiete aktiviert und probeweise zu Hilfe geholt. Bei Problemen, für die keine befriedigende Lösung gefunden wird, geht die Suche weiter, selbst unterhalb der Bewußtseinsschwelle und in Träumen. So entstehen Verknüpfungen zwischen Erinnerungen, die in der realen Erfahrung nichts miteinander zu tun hatten und/oder Gedanken, die ganz anderen Erfahrungsbereichen angehören. Neue, intuitiv-kreative Erkenntnisse oder einleuchtende Möglichkeiten treten oft plötzlich ins Bewußtsein, während einer alltäglichen, keine besondere Aufmerksamkeit erfordernden Tätigkeit. Unter den Myriaden von phantastischen, meist völlig absurden Verknüpfungen — sie werden meist weggewischt, bevor sie voll ins Bewußtsein kommen — findet sich ab und zu ein genialer Einfall, der oft so stark ist, daß er als plötzliche Eingebung empfunden wird.
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Martin, H. (1996). Phantasie und Kreativität. In: Menschheit auf dem Prüfstand. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-80104-4_33
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