Zusammenfassung
Gegenstand der folgenden Erörterungen sind Probleme der Diagnose affektbedingter Bewußtseinsstörungen. Die Methodik der forensischen Begutachtung sowie ihre theoretische Fundierung sollen einer kritischen Würdigung unterzogen werden. Seit dem BGH-Leitsatz aus dem Jahre 1957 (BGHSt 11, S. 20) gilt für die Begutachtungspraxis, daß eine Bewußtseinsstörung phänomenal zu bestimmen ist und nicht von dem Vorhandensein sog. konstellativer Faktoren wie z. B. Schlaftrunkenheit, Alkoholintoxikation oder Gehirntrauma abzuleiten ist. Eine Diskussion, ob normalpsychologisch bedingte (also durch starke affektive Erregung hervorgerufene) Störungen der Bewußtseinstätigkeit überhaupt eine „tiefgreifende Bewußtseinsstörung“ im Sinne der §§ 20,21 St GB bewirken können, ist daher für die Rechtspraxis obsolet. Dagegen sind die Probleme einer reliablen und validen Diagnose affektbedingter Bewußtseinsstörungen einschließlich der Graduierung ihrer „Tiefe“ von forensischer Relevanz.
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Steller, M. (1993). Psychodiagnostik bei Affekttaten — Methodik und Theorie der Begutachtung affektbedingter Bewußtseinsstörungen. In: Saß, H. (eds) Affektdelikte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78514-6_8
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