Zusammenfassung
Mit der Entwicklung ständig neuer, aber für eine differentielle Pharmakotherapie im Alter auch notwendiger Antidepressiva (AD) sind die anticholinergen Störphänomene und unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) der Trizyklika in den Hintergrund getreten. Dafür sind aber trotz der in kontrollierten Studien „statistisch erwiesenen Equipotenz“ nach mehrjähriger klinischer „Inkubationszeit“nicht selten schwächere antidepressive Wirkeffekte in Kauf zu nehmen. Außerdem muß man sich bei der Sprachkonvention „Altersdepression“darüber im klaren sein, daß es mit Ausnahme der endogenen Spätzyklothymie die Altersdepression im Sinne einer eigenen nosologischen Entität nicht gibt. Schließlich können im Alter die mehr oder minder ausgeprägten „Multisystemdegenerationen“zur Reduktion zerebropsychischer Funktionen führen und die neurobiologische Matrix für ein erhöhtes Depressionsrisiko abgeben. Zu klinisch relevanten Merkmalen von „Depressivität“dürfte es aber erst dann kommen, wenn die kybernetische Homöostase intra- und interneuronaler Systeme topiselektiv durch Dysfunktion eines oder mehrerer, durch komplizierte Feed-Back-Mechanismen regulierter Neurotransmittersysteme nachhaltig gestört ist (Riederer 1988).
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Literatur
Böning J (1990) Pharmakotherapie von „Altersdepressionen“- ätiopathogenetische Grundprinzipien und differentielle Therapieaspekte. In: Heinrich R, Böhlau V (Hrsg) Der ältere Kranke und seine Behandlung. Schattauer, Stuttgart, S 41–52
Katz IR et al (1988) Use of antidepressants in the frail elderly. Clin Geriat Med 4: 203–222
Laux G (1989) Moclobemid in der Depressionsbehandlung - eine Übersicht. Psychiatr Prax 16: 37–40
Riederer P (1988) Funktionelles Ungleichgewicht im zentralen Nervensystem als Grundlage affektiver Erkrankungen. In: Beckmann H, Laux G (Hrsg) Biologische Psychiatrie. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo, S 54–59
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Böning, J. (1993). Neue und alte Antidepressiva bei „Altersdepressionen“ — Nutzen und Risiken. In: Möller, HJ., Rohde, A. (eds) Psychische Krankheit im Alter. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77090-6_65
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