Zusammenfassung
Die geistigen Grundlagen der Allgemeinmedizin sind diejenigen der Medizin als Ganzes. Keine andere Sparte (Fach, Disziplin, Spezialität) kann einen derartigen Anspruch erheben. Unter diesen Umständen läßt sich dieses Thema in einem kurzen Kapitel nicht erschöpfend behandeln. Es sollen vielmehr exemplarisch einige grundlegende Aspekte hervorgehoben werden, welche die Allgemeinmedizin von der übrigen Medizin unterscheiden. Diese letztere Medizin stellt sich, der Natur unserer Industriegesellschaft entsprechend, als Summe einer großen Zahl von spezialistischen Medizinrichtungen dar. Die Erfolge dieser extremen Arbeitsteilung und Konzentration auf Partikuläres sind im Bereich einer zentralisierten und institutionalisierten Medizin unbestreitbar. Voraussetzung für die allgemeine Gültigkeit eines solchen Medizinkonzeptes wäre eine Maschinennatur des Menschen, d.h. seine Zerlegbarkeit in „Einzelteile“ und seine anschließende Wiederzusammensetzbarkeit. Diese von Descartes eingeführte „biomechanische“Wunschvorstellung ist mit den Erkenntnissen einer modernen Naturwissenschaft nicht vereinbar. Der Mensch, wie jedes Lebewesen, ist als „offenes System“ zu verstehen, dessen Lebensfähigkeit einer untrennbaren Vernetzung mehrerer Ebenen von zunehmender Komplexität (etwa von der molekularen bis zur psychischen) und einer ebenso untrennbaren Integration in eine physische und soziale Umgebung entspringt.
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Pauli, H. (1993). Geistige Grundlagen der Allgemeinmedizin. In: Fischer, G.C., Schug, S.H., Busse, V., Krause, F., Schlopsnies, W. (eds) Allgemeinmedizin. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77033-3_3
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