Zusammenfassung
AIDS bedeutet auch für die Betreuer der an dieser Krankheit erkrankten Menschen eine schwere Belastung. Ärzte und Krankenpflegekräfte waren anfangs auf die neuartige Krankheit AIDS nicht vorbereitet. Nicht nur die medizinischen, sondern auch die psychischen Bewältigungsstrategien, die bei anderen Krankheiten entwikkelt und erprobt wurden, waren den neuen Problemen vielfach nicht gewachsen. Für die meisten der betreuenden Ärzte und Krankenpflegekräfte gilt, daß sie letztlich hilflos miterleben müssen, wie durch AIDS überwiegend ihnen gleichaltrige Menschen sterben müssen (Horstman u. McKusick 1986, Seidl 1989). Diese persönlich berührende Belastung wird durch das objektiv zwar geringe, aber nicht auszuschließende Risiko verstärkt, bei der Betreuung HIV-infizierter Patienten mit dem tödlichen HI-Virus infiziert zu werden. Weiterhin sind Ärzte und Krankenpflegekräfte auch in die Dynamik der sozialen Vorurteile involviert, die sich gegen die Hauptbetroffenengruppen richten (Reiche 1988). Entweder werden durch AIDS bei den Ärzten und Krankenpflegekräften eigene mehr oder weniger verborgene Vorurteile aktiviert, oder die Betreuer werden selbst Gegenstand der sich gegen die Hauptbetroffenengruppen richtenden Vorurteile („Schwulenarzt“ etc.). Die belastenden und nicht selten auch konflikthaften Aspekte der Betreuung von Menschen mit AIDS können bei Ärzten und Krankenpflegekräften zu einem Streß- und Erschöpfungssyndrom führen, für welches sich mittlerweile der Begriff des “Burnout-Syndroms” eingebürgert hat.
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Literatur
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Waldvogel, B., Seidl, O. (1992). Belastungen und professionelle Bewältigungsformen von Ärzten und Krankenpflegekräften, die Patienten mit AIDS betreuen. In: Ermann, M., Waldvogel, B. (eds) HIV — Betroffene und ihr Umfeld. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77018-0_4
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