Zusammenfassung
Unter verschiedensten Begriffsbezeichnungen wie Diversion, „Non-Intervention“, Screening, Täter-Opfer-Ausgleich, außergerichtlicher Tatausgleich, bedingte Verfahrenseinstellung, Mediatisierung, Privatisierung des Strafrechtes u.a. werden in den letzten Jahren in der ganzen Welt Modelle entwickelt, denen im wesentlichen gemeinsam ist, den in der klassischen Form durch Anklage — Hauptverhandlung — Urteil realisierten staatlichen Strafanspruch grundsätzlich oder zumindest für den Bereich der Kleinkriminalität und der Jugendkriminalität durch andere Vorgangsweisen zu ersetzen.1
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Zur internationalen Diskussion siehe u.a. Voß M (1985) Widersprüche im Konzept und bedenkliche Erfahrungen — Lohnt die Einführung von Diversion? In: Brüsten M, Herriger N, Malinowksi P (Hrsg) Entkriminalisierung. Westdeutscher Verlag, Opladen, S. 190–230
Kerner HJ, Galaway B, Janssen H (Hrsg) (1986) Jugendgerichtsbarkeit in Europa und Nordamerika — Aspekte und Tendenzen. Schriftenreihe der DVJJ, neue Folge, Heft 16 (München)
Jescheck HH (1988) Lehrbuch des Strafrechtes, Allgemeiner Teil, 4. Aufl. Duncker & Humblot, Berlin, S. 672–678, mit umfangreichem Anmerkungsapparat
Pfeiffer C (1978) Arbeit als Konzept der Resozialisierung. Bewährungshilfe 3:334–345
Albrecht HJ, Schädler W (Hrsg) (1986) Community service. Eigenverlag des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht
Walter M (Hrsg) (1986) Diversion als Leitgedanke. Schriftenreihe der DVJJ, neue Folge, Heft 15 (München)
Schöch H (Hrsg) (1987) Wiedergutmachung und Strafrecht. Fink, München
Kerner HJ (Hrsg) (1983) Diversion statt Strafe? Probleme und Gefahren einer neuen Strategie strafrechtlicher Sozialkontrolle. Kriminalistik Verlag, Heidelberg.
Dünkel F (1989) Täter-Opfer-Ausgleich und Schadenswiedergutmachung. In: Marks E, Rössner D (Hrsg) Täter-Opfer-Ausgleich. Forum-Verlag, Godesberg/Bonn; S. 394–463
Steininger E (1990) Wiedergutmachung als dritte Spur neben Strafen und Maßnahmen. Juristische Blätter, S. 143.
Karstedt-Henke S (1989) Sanktionserfahrungen und Sanktionserwartungen von Jugendlichen. Sonderforschungsbereich 227, Teilprojekt C 3, Universität Bielefeld.
Voß M (s. Anmerkung 1), S. 192–204
Rutherford A, McDermot R (1976) National evaluation program phase I. Summary report Juvenile Diversion US Department of Justice, LEAA, September
Kirchhoff GF (1981) Diversionsprogramme in den USA. In: Kury-Lerchenmüller (Hrsg) Diversion, Alternativen zu klassischen Sanktionsfarmen, Bd. 1. Bochum, S.246–284.
Zu den statistischen Daten s. Statistisches Bundesamt (Hrsg) (1987) Staatsanwaltschaften 1985, Arbeitsunterlage. Wiesbaden, S. 12, 14
Statistisches Bundesamt (Hrsg) (1987) Strafgerichte 1986, Arbeitsunterlage. Wiesbaden 1987, S. 4,12,18,24
Heinz W, Hügel C (1986) Erzieherische Maßnahmen im Deutschen Jugendstrafrecht Bonn.
Pfeiffer C (1983) Kriminalprävention im Jugendgerichtsverfahren. Heymanns, Köln Berlin Bonn München
Kerner HJ (1983) Deutsche Forschungen zur Kriminalitätsentstehung und Kriminalitätskontrolle. Interdisziplinäre Beiträge zur Kriminologischen Forschung, Bd. 6/2. Köln u.a.
Eisenberg U (1985) Kriminologie, 2.Aufl. S. 119–121
Pieplow L (1985) MSchr Krim, S. 43.
So ist seit 1985 die Jugendkriminalität in Österreich insbesondere im Bereich der Schwerkriminalität standig zurückgegangen. Interessanterweise fällt dieser Zeitpunkt mit dem Einsetzen der Konfliktregelungsstrategien im österreichischen Jugendrecht zusammen. Siehe Jesionek U (1988) Die Entwicklung der Jugendkriminalität Der Staatsbürger, 9. Folge, Januar, S. 3
Berichte der Bundesregierung über die innere Sicherheit in Österreich 1985–1988.
Die mit der großen Strafrechtsreform in der Bundesrepublik Deutschland 1975 geschaffenen sozialtherapeutischen Anstalten wurden 1984 als Maßregel wieder abgschafft
Hofer V (1989) Modell Schweden. Kriminalsoziologische Bibliographie 16, Heft 63, S. 20–35.
Zipf H (1987) Mögliche Auswirkungen des Neoklassizismus auf die deutsche und österreichische Kriminalpolitik. In: A. Eser-Cornils (Hrsg) Neuere Tendenzen der Kriminalpolitik. Beiträge zu einem deutsch-skandinavischen Strafrechtskollegium, S. 141–146
Steininger E (s.Anmerkung 2), S. 138.
Jescheck HH: Lehrbuch des Strafrechtes, Allgemeiner Teü, 4. Aufl., S.22
Zipf H (1980) Kriminalpolitik. Müller, Heidelberg Karlsruhe, S. 46–55, 101.
Sonnen B-R (1978) Kriminalität und Strafgewalt; Einführung in Strafrecht und Kriminologie, S.28.
Hanak G (1982) Alltagskriminalität und ihre Verarbeitung durch die Strafjustiz. Kriminalsoziologische Bibliographie 9, Heft 36/37 (Spezial), S. 117–135
Sessar K, Beurskens A, Boers K (1986) Wiedergutmachung als Konfliktregelungsparadigma? Kriminol J 18:86–104
Arnold H, Teske R, Korinek L (1988) Viktimisierung, Verbrechensfurcht und Einstellung zur Sozialkontrolle in West und Ost Kriminologische Forschungsberichte aus dem Max-Planck-Institut Freiburg i.Br., Bd. 35/2, S. 909–942.
Rössner D, Wulf W (1985) Opferbezogene Strafrechtspflege. Beiheft Nr. 3 zum Rundbrief Soziale Arbeit und Strafrecht, 2.Aufl. Deutsche Bewährungshilfe e.V.
Steininger E (s.Anmerkung 2), S. 139
Mayerhofer C (1986) Erfahrungen mit Reformen der Rechtsstellung des Verbrechensopfers im österreichischen Recht In: Haesler (Hrsg) Viktimologie. Rüegger, Grüsch, S. 205–212
Haidar A, Leyrer H, Pelikan C, Pügram A (Hrsg) (1988) Konflikte regeln statt strafen! Uber einen Modellversuch in der österreichischen Jugendgerichtsbarkeit. Kriminalsoziologische Bibliographie, Heft 58/59 (Spezial)
Schroll HV, Eisenriegler A, Achleitner J (1986) Das Linzer Konfliktregelungsmodell. RZ, S. 98–104,124–128
Jesionek U: Der österreichische Projektversuch Konflikregelung, 20. Deutscher Jugendgerichtstag Köln, Oktober 1986 (1987) Und wenn es künftig weniger worden — Die Herausforderung der geburtenschwachen Jahrgänge. Schriftenreihe der DVJJ, neue Folge, Heft 17, S. 308–311
Jesionek U (1988) Konfliktregelungsmodelle im österreichischen Jugendstrafrecht. In: A. Schuh (Hrsg) Jugend und Delinquenz. Schweizerische Arbeitsgruppe für Kriminologie, Reihe Kriminologie, Bd. 3. Röegger, Grüsch, S. 163–183
Jesionek U (1989) Die Konfliktregelung im neuen österreichischen Jugendrecht. In: Melnizky-Müller (Hrsg) Festschrift für Franz Pallin. Manz, Wien, S. 161–181.
Zum österreichischen Legaütäts- und Opportunitätsprinzip s. Jesionek U: Die Konfliktregelung im neuen österreichischen Jugendrecht (s. Anmerkung 15), S. 164–167
Steininger E (1986) Die Neuorientierung des strafprozessualen Legalitätsprinzips. JB1, S. 216–226.
Vgl. § 153 StPO. Allerdings wurde auch in Österreich in neuerer Zeit, zuletzt etwa beim österreichischen Juristentag 1988, die Frage der Ausweitung des Opportunitätsprinzips, insbesondere der Beachtung der Betroffenheit des Täters, d. h. des Umstandes, daß dar Täter durch die Tat selbst schwer getroffen ist (z. B. schwere Verletzung eines Kraftfahrers bei selbst verschuldetem Unfall), immer mehr diskutiert
Zur Rechtsnatur des §4 Abs.2 Z 2 JGG vgl. die Ausfuhrung von R. Moos (1981) zu §42 StGB in: Zur Reform des Strafprozeßrechtes und des Sanktionenrechtes für Bagatelldelikte. Springer, Wien New York, S. 141–148.
Auf das ebenfalls durch das JGG 1988 neu geschaffene Rechtsinstitut der vorläufigen (bedingten) Einstellung des Verfahrens auf Probe bzw. gegen Erbringung einer Auflage kann hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden. Siehe dazu Jesionek U, Held K (1988) Jugendgerichtsgesetz. Juridica-Verlag, Wien. Nach § 12 JGG kann der Richter im Falle der Erhebung eines Strafantrages sich mit einem bloßen Schuldspruch ohne Strafausspruch begnügen, wenn im konkreten Fall nur eine geringe Strafe (etwa höchstens 3 Monate Freiheitsstrafe) zu verhängen wäre und nicht spezialpräventive Gründe, ausnahmsweise auch generalpräventive Gründe, dagegen sprechen.
Siehe dazu Schroll HV (1990) Gesprächsrunden als mögliches Verfahrenskonzept des JGG. Österreichische Richterzeitung, S. 88–92.
Zum Problem der Freiwilligkeit s. Jesionek U: Die Konfliktregelung im neuen österreichischen Jugendrecht (s.Anmerkung 15), S. 174–179
Zur konkreten Vorgangsweise des Sozialarbeiters s. Schroll HV, Eisenriegler A, Achleitner J (s.Anmerkung 15), S. 124–128
Jesionek U: Konfliktregelungsmodelle im österreichischen Jugendrecht (s.Anmerkung 15), S. 170–175.
Die noch unveröffentlichte Jahresstatistik der Geschäftsstelle Wien der Bewährungshilfe weist aus, daß 87% der abgeschlosenen Konfliktregelungsfälle, in denen ein konkreter Schaden aufgetreten ist, auch zivilrechtlich endgültig abgeschlossen wurden.
Dünkel F (s.Anmerkung 2), S.399–400
Rössner D, Wulf R (s.Anmerkung 14), S.67–68
Rössner D, Wulf R (s.Anmerkung 14), S. 61–63
Schroll HV, Eisenriegler A, Achleitner J (s.Anmerkung 15), S. 125
Rössner D (1990) Täter-Opfer-Ausgleich und Kriminalitätsentwicklung. In: Frank C, Harrer G (Hrsg) Der Sachverständige im Strafrecht — Kriminalitätsverhütung. Forensia-Jahrbuch, Bd. 1. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo, S. 164–174
Gemäß §32 Abs. 5 JGG steht den Beteiligten grundsätzlich gegen jede gerichtliche Entscheidung das Beschwerderecht an den übergeordneten Gerichtshof zu, sofern nicht der Rechtszug ausdrücklich ausgeschlossen ist.
Jesionek U: Die Konfliktregelung im neuen österreichischen Jugendrecht (s.Anmerkung 15), S. 165–167.
Jesionek U: Die Konfliktregelung im neuen österreichischen Jugendrecht (s.Anmerkung 15), S. 172–174.
Jesionek U: Die Konfliktregelung im neuen österreichischen Jugendrecht (s.Anmerkung 15), S. 173–175, 179
Steininger E (1986) JB1, S.292
Zipf H (s.Anmerkung 11), S.53. Der Xm. Internationale Strafrechtsprozeß in Kairo stellte in Punkt 15 seiner Empfehlungen ausdrücklich fest: „Diversionsverfahren stehen dem Prinzip des Verfolgungszwanges und seiner Anwendung in Strafrechtssystemen, die von diesem Grundsatz beherrscht sind, nicht entgegen, sofern in der nationalen Rechtsordnung enthaltene Bedingungen erfüllt werden…“ (Ubersetzung aus dem Englischen).
Schroll HV (1989) Aktives Reueverhalten — Möglichkeiten einer Prozeßbeendigung im Vorverfahren. Österreichische Juristenzeitung, S. 1–47. Über Diversionsprojekte für Erwachsene in der Bundesrepublik Deutschland s. Hering RD (1989) Täter-Opfer-Ausgleich bei Erwachsenen — Das Tübinger Gerichtshilfeprojekt In: Marks E, Rössner D (Hrsg) Täter-Opfer-Ausgleich, Forumverlag, Bad Godesberg/Bonn, S. 201–207
Jauss U (1989) Erfahrungsbericht zum „Täter-Opfer-Ausgleich“ für erwachsene Straftäter in Hamburg. Bewährungshilfe 36/4, S. 371–379.
Siehe Salzburger Nachrichten vom 02.12.1989, S.23.
Siehe v. a. 14 Os 89/89 (EvBl 1989, S. 189), allerdings mit kritischen Glossen von M.Burgstaller, JBL 1990, S. 69–72,
K. Schwaighofen ZVR 1990, Heft 4, S. 97–100
s. auch 11 Os 51/89 (EvBl 1989, S. 171) und 13 Os 96/89 (JUS-Extra 1990, Nr. 283).
Zipf H (im Druck) Kriminalpolitische Überlegungen zu einer Neufassung des § 88 StGB. In: Strafrechtliche Probleme der Gegenwart, Nr. 17
Schroll HV (1987) Zum Anwendungsbereich des § 42 im Straßenverkehr. Österreichische Juristenzeitung, S. 40–46. Siehe dazu auch Beüage 2 Punkt VI des Arbeitsübereinkommens zwischen SPÖ und ÖVP vom 17.12.1990 über die Bildung einer gemeinsamen Bundesregierung für die Dauer der XVDI. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates, in der als dringendes Vorhaben nicht nur die Entkriminalisierung des Verkehrsstrafrechtes (im Sinne des Vorschlages von Zipf) vorgesehen ist, sondern auch die Nutzbarmachung „der guten Erfahrungen mit dem in der vergangenen Gesetzgebungsperiode geschaffenen modernen JGG“ vor allem im Bereich des Opfer-Täter-Ausgleiches auch für das Erwachsenenstrafrecht.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1991 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Jesionek, U. (1991). Konfliktregelung — Tatausgleich: Erste Erfahrungen in Österreich nach der Reform des Jugendstrafrechts. In: Frank, C., Harrer, G. (eds) Drogendelinquenz Jugendstrafrechtsreform. Forensia-Jahrbuch, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76327-4_16
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-76327-4_16
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-53535-5
Online ISBN: 978-3-642-76327-4
eBook Packages: Springer Book Archive