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Nierenerkrankungen

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Innere Medizin

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

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Zusammenfassung

Die Erkrankungen der Nieren lassen sich entsprechend den anatomischen Strukturen gliedern in Erkrankungen der Glomeruli, des tubulären Apparats und des Intersti-tiums sowie der Gefäße.

Die Leitsymptome glomerulärer Erkrankungen sind Hämaturie, Proteinurie und Hypertonie mit oder ohne Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate. Ausprägungsgrad und Kombination dieser Symptome führen zu charakteristischen klinischen Syndromen (z.B. nephritisches und nephrotisches Syndrom). Die Mehrzahl der glomerulären Erkrankungen sind Glomerulo-nephritiden und beruhen auf Entzündungsprozessen, die allein die Niere betreffen. Neben diesen „primären“ Glo-merulonephritiden gibt es Glomerulonephritiden bei systemischen Erkrankungen. Glomeruläre Schädigungen nichtentzündlicher Natur, die im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen auftreten, werden als Glomerulo-pathien bezeichnet.

Zu den Erkrankungen, deren primäre rénale Läsion im Bereich der Tubuli und des Interstitiums lokalisiert ist, zählt die Pyelonephritis, eine bakterielle Nieren-und Harnwegsentzündung. Sie verursacht akut Fieber, Leukozytose, lokale Schmerzen und Bakteriurie sowie Leukozyturie. Prädisponierend für akute und chronisch bakterielle Entzündungen sind Harnabflußhindernisse. Bei rezidivierender Pyelonephritis resultiert eine destruierende chronische interstitielle Nephritis mit Niereninsuffizienz. Neben bakteriellen gibt es auch abakterielle interstitielle Nephritiden. Die wichtigste ist die durch Analgetikamißbrauch verursachte interstitielle Nephritis. Nierensteine können ebenfalls chronische Schäden im Bereich der Tubuli und des Interstitiums verursachen. Besondere Erkrankungen sind die zystischen Nierenerkrankungen. Aus Tubuli und Sammelrohren entstehen mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume (Zysten). Bei der häufigsten Form, der dominant vererbten polyzystischen Nierenerkrankung, degenerieren Tubuli fortschreitend zystisch, und es kommt, meist im 5. Lebensjahrzehnt, zur terminalen Niereninsuffizienz.

Vaskuläre Nierenerkrankungen können alle renalen Gefäßabschnitte, die Arterien, Arteriolen und Kapillaren betreffen. In der Folge lokalisierter entzündlicher Prozesse oder als Folge systemischer Einflüsse (Hypertonie) kommt es zu Einengung und Verschluß der Gefäße. In den großen Nierenarterien und Segmentarterien führen Atherosklerose und fibromuskuläre Ver-dickung der Gefäßwand zu Nierenarterienstenosen, die eine reninabhängige Hypertonie zur Folge haben.

Die häufigsten malignen Tumoren von Niere und Nierenbecken bei Erwachsenen sind das Nierenzellkarzinom (85%) und das Urothelkarzinom (10%).

Alle Nierenerkrankungen einschließlich hereditärer und kongenitaler tubulärer Defekte können zu Störungen der Natrium-, Wasser- und Säure-Basen-Homöostase führen. Unter akuter Niereninsuffizienz versteht man einen akut auftretenden Abfall der glomerulären Filtrationsrate mit Auftreten einer Azotämie mit oder ohne Änderungen des Urinvolumens. Sie kann verursacht werden durch akute renovaskuläre oder renopa-renchymatöse Erkrankungen, durch akute Kreislaufstörungen (prärenale Azotämie), durch eine Obstruktion der Harnwege (postrenale Azotämie). Hämodynamische Faktoren, die zu einer länger anhaltenden schweren renalen Ischämie führen, oder Substanzen, die nephrotoxisch wirken, führen zum akuten Nierenversagen (sog. intra-renales Nierenversagen, ANV). Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen, Entgleisungen des Salz-Wasser- und Säure-Basen-Haushalts zu korrigieren, ist der Einsatz der künstlichen Niere erforderlich. In der Mehrzahl der Fälle tritt eine vollständige Erholung der Nierenfunktion ein.

Die Klinik der chronischen Niereninsuffizienz ist Folge des Ausfalls sowohl der exkretorischen als auch der endokrinen Funktionen der Niere. Ihre Symptome sind weniger abhängig von der renalen Grundkrankheit als vom Ausmaß der Funktionseinschränkung. Ziel der konservativen Behandlung ist, wenn die Behandlung der Grunderkrankung erfolglos bleibt, die Verlangsamung der Progression, u.a. auch durch die Minderung der Begleit komplikationen (Hypertonie, Azidose). Die Behandlung der terminalen Niereninsuffizienz erfolgt mit Hilfe von Dialyseverfahren und durch Transplantation.

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© 1991 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Frei, U., Brunkhorst, R., Koch, KM. (1991). Nierenerkrankungen. In: Zöllner, N., Gresser, U., Hehlmann, R. (eds) Innere Medizin. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76007-5_8

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