Zusammenfassung
Wissenschaftliche Kontroversen bergen die Chance des Erkenntnisgewinns, insbesondere, wenn sie um die Grundannahmen eines theoretischen Ansatzes geführt werden. Sie zwingen Anhänger und Kritiker gleichermaßen, die umstrittenen Voraussetzungen explizit zu machen, zu präzisieren und für deren Beurteilung Kriterien zu formulieren. Sie führen den Kontrahenten vor Augen, daß die eigenen Annahmen keine Selbstverständlichkeiten sind und spornen sie an, ihre Position überzeugender zu formulieren als zuvor. Allein dieser Klärungsprozeß kann für eine Disziplin oder ein Forschungsfeld schon sehr wertvoll sein. Darüber hinaus bewirken Kontroversen in der Regel eine Konzentration personeller und materieller Forschungsresourcen auf den Streitpunkt. Dadurch wird Wissen geschaffen, das ansonsten gar nicht oder langsamer erschlossen würde. Kontroversen haben aber auch Schattenseiten. Unsachliche und destruktive Angriffe und Erwiderungen scheinen ebenso unvermeidlich zu sein wie triviale Beiträge. Die Gründe für unsachliche Zuspitzungen sind wohl in erster Linie psychologischer Natur. Der Angriff auf eine Theorie bedeutet für ihre Anhänger häufig auch einen (affektwirksamen) Angriff auf ihre persönliche Identität als Wissenschaftler und den Wert ihres wissenschaftlichen Werkes. Wer gibt schon gerne Denkgewohnheiten preis, die über längere Zeit die eigene Forschungsarbeit geleitet haben? Zumal wenn diese nicht durch eigene Einsichten in Frage gestellt werden, sondern durch die Behauptungen anderer.
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Schmitt, M. (1990). Einleitung und Überblick. In: Konsistenz als Persönlichkeitseigenschaft?. Lehr- und Forschungstexte Psychologie, vol 36. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75998-7_1
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