Zusammenfassung
In diesem Kapitel möchte ich die mit dem Konzept der multiplen Wirklichkeitsorganisationen verbundenen Überlegungen auf das diagnostische und therapeutische Denken anwenden. Weder ist eine systematische Übersicht über frühere, gegenwärtige oder sich abzeichnende diagnostische Entwicklungen beabsichtigt, noch möchte ich eine systematische Darstellung von psychoanalytischen und psychotherapeutischen Behandlungstechniken vor dem Hintergrund eines Diagnoseschemas versuchen. Das Bestreben, möglichst theoriefreie bzw. theorieneutrale diagnostische Kategorien zu entwickeln, hat schließlich zur elaborierten Formulierung von diagnostischen Systemen geführt, die sich ziemlich eng auf direkt beobachtbares Verhalten beziehen, wie z. B. das „Diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen” (DSM-III-R) der American Psychiatric Association (1989). Im Bereich der Psychotherapie läßt sich offenes Verhalten als Reaktion auf verschiedene therapeutische Interventionen beobachten, die wiederum natürlich in verschiedenen theoretischen Modellen begründet sind. Diagnostisches und therapeutisches Denken sind eng miteinander verwoben und gleichermaßen Bestandteil des wechselseitigen, spiralförmigen Prozesses von Theorieentwicklung und Beobachtung. Die Leichtigkeit, zwischen verschiedenen inneren Wirklichkeitsorganisationen hin und her pendeln zu können bzw. ein entsprechender Widerstand dagegen beinhaltet auch eine Dimension der Gegenübertragung, die sich in der je unterschiedlichen Intensität des Gefühls von Anstrengung und Erschöpfung beim Therapeuten darstellt. Diagnostische Festlegungen sind keineswegs unabhängig von Gegenübertragungsreaktionen; deshalb ist es durchaus folgerichtig, daß in dem weiter unten dargestellten Fallmaterial diagnostische und therapeutische Überlegungen zusammenfließen.
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© 1991 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Kafka, J.S. (1991). Wie verändern wir uns? Diagnostik, Therapie und „Beseelung“. In: Jenseits des Realitätsprinzips. Monographien der Breuninger-Stiftung Stuttgart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75694-8_5
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