Zusammenfassung
Die psychiatrische Beurteilung von Tätern, die eine Straftat gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht begangen haben, unterscheidet sich prinzipiell nicht von der Untersuchung anderer Täter bei strafrechtlichen Fragen. Bei der Gruppe „Sexualstraftäter“ handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Menschen, wie dies ebenso von anderen Tätergruppen geläufig ist, die von der Tat her, also vom juristischen Begriff, definiert werden. Unter psychiatrischen Aspekten finden wir eine große Bandbreite vom psychisch nicht gestörten Menschen bis zum minderbegabten, hirnorganisch oder schizophren erkrankten Täter. Ist die Rede vom „Sexualstraftäter“, denkt man in der Regel allerdings weniger an die vorstehend genannten psychisch kranken Menschen, sondern meist an die Gruppe der persönlichkeitsgestörten Täter. Dabei ist vor dem Zirkelschluß zu warnen, aus der Begehung einer Sexualstraftat unmittelbar auf das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung rückzuschließen. Ganz besonders gilt diese Warnung für den Fall, wenn die Straftat Aspekte sexueller Devianz aufweist. Auch dann ist es unzulässig, allein hieraus auf das Bestehen einer sexuell devianten oder perversen Persönlichkeit zu schließen. Auch für diese Täter gilt, daß der psychiatrische Sachverständige anhand von Außenkriterien eine psychiatrische Diagnose zu stellen hat, unabhängig von der Straftat. Aufgabe des Gutachters ist es immer, festzustellen, ob eine psychische Störung und wenn ja, welche Art von psychischer Störung oder Erkrankung vorliegt. Bezogen auf die Frage der sexuellen Devianz bedeutet dies, daß zunächst festgestellt werden muß, ob überhaupt eine sexuelle Devianz vorliegt, oder ob es sich um sporadische sexuell déviante Praktiken handelt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1990 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Foerster, K., Rosenau, K.O. (1990). Gedanken zum gutachterlichen und psychotherapeutischen Umgang mit Sexualstraftätern. In: Kerner, HJ., Kaiser, G. (eds) Kriminalität. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75418-0_27
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-75418-0_27
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-75419-7
Online ISBN: 978-3-642-75418-0
eBook Packages: Springer Book Archive