Zusammenfassung
Die Einstellung von Psychotherapeuten gegenüber Selbsthilfegruppen ist häufig durch Ambivalenz gekennzeichnet. Diese läßt sich sachlich kaum rechtfertigen, wie verschiedene empirische Studien belegen. Hilfreich kann daher die Analyse einer einzelnen Gruppe sein, um die Ängste und Widerstände von Experten einem gründlicheren Verständnis zuzuführen.
Es wird die Einführung von Selbsthilfegruppen auf einer Psychotherapiestation geschildert. Hier zeigte sich, daß eine familientherapeutische Sichtweise von Patientenproblemen mit der Idee von Selbsthilfegruppen kompatibel ist. Beide sind hilfreich, eine übermäßige Infantilisierung von Patienten zu vermeiden.
Das Abtreten von Verantwortung, Mißtrauen, die Patienten könnten ihre Freiheiten mißbrauchen und im Stationsbetrieb Chaos anrichten, Beunruhigung, wie sehr Patienten uns nicht nur hilfreich, sonderen auch ängstigend erleben, Angst vor Verlust von deren Wertschätzung, Angst, überflüssig zu werden, waren die zentralen Widerstandsmotive von seiten des Teams, die in einem mühsamen Lernprozeß überwunden werden mußten, damit das Gefühl der Bedrohung durch Selbsthilfegruppen dem der Entlastung weichen konnte.
Die Beziehungsängste des Teams gegenüber den Patienten wurden mit denen zwischen Eltern und Adoleszenten verglichen.
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Spangenberg, N., Matzat, J. (1989). Welchen Sinn haben stationäre Selbsthilfegruppen? Versuch der Widerstandsanalyse eines therapeutischen Teams gegen die Einführung von Selbsthilfegruppen. In: Söllner, W., Wesiack, W., Wurm, B. (eds) Sozio-psycho-somatik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74930-8_39
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