Zusammenfassung
Im folgenden Beitrag wird versucht, einige Erklärungsansätze für das in mancher Hinsicht an seine Grenzen geratene Handlungsparadigma der heutigen Medizin zu liefern. Tatsächlich gerät sie in zunehmend laut vorgetragene, aber auch stumm ausgetragene Kritik. Mit ersterer hat sich jüngst etwa Schäfer (1986) beschäftigt, das Ausmaß letzterer läßt sich an der Complianceproblematik abschätzen: 30–60% der Patienten (je nach Art der Erkrankung) befolgen ärztliche Anordnungen nicht (Heim 1986). Wir müssen nach unserem derzeitigen Wissen davon ausgehen, daß hierfür in den meisten Fällen eine mißlungene Arzt-Patient-Beziehung verantwortlich ist. Ebenfalls als Ausdruck stummer Kritik an der heutigen Medizin ist die zunehmende Hinwendung zu paramedizinischen Behandlungsmethoden anzusehen. Die Gründe für diese Entwicklung sind mannigfach. So sind es zum einen zweifellos magische Heilserwartungen, die Patienten in die Hände von „Heilern“ bzw. (oftmals mit einem gewissen Charisma ausgestatteten) paramedizinischen Therapeuten führen, deren Behandlungsmethoden (Magnetisieren, Aurabehandlungen, Blütentherapie etc.) im Hinblick auf ihre Effizienz nicht genügend untersucht sind, zum anderen mag daran auch Angst vor eingreifenden oder verstümmelnden Behandlungen seitens der Schulmedizin beteiligt sein, die im paramedizinischen Bereich kaum zur Anwendung kommen.
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Frischenschlager, O., Ringel, E. (1989). Unbewußtes in der Arzt-Patient-Beziehung. In: Wagner, F. (eds) Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74005-3_8
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