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Entwicklungspsychologische Beiträge zur Genese der Borderlinestörung

  • Chapter
Stationäre Psychotherapie bei Borderlinepatienten

Part of the book series: Psychotherapie und Psychosomatik ((P+P))

  • 21 Accesses

Zusammenfassung

Zur Einführung in die Überlegungen zur Entstehung der Borderlinestörung möchte ich zunächst auf Frau S. zurückkommen. Die Patientin erinnert, daß sie sich in ihren ersten Jahren als vereinsamt und vernachlässigt empfunden habe, so sei sie mit zwei Jahren von zu Hause davongelaufen und an den Waldrand zu den Schafen geflohen, um sich nicht so allein zu fühlen. Sie sei sehr früh selbständig gewesen und habe schon mit einem dreiviertel Jahr gehen können. Die Eltern hätten sich häufig gestritten, wobei der jähzornige Vater die Mutter immer wieder geschlagen und als Schlampe beschimpft habe. Sie könne dies ihrem Vater nicht ganz verdenken, denn ihre Mutter sei tatsächlich sehr verrückt und schlampig gewesen. Sie habe häufig hysterisch geschrien, wenn ihr etwas nicht gepaßt habe, und bei Belastungen immer wieder einen Kreislaufkollaps bekommen. Ihre Mutter sei unberechenbar gewesen, habe sich kaum um sie gekümmert und sie auch immer wieder geschlagen. Ihren Vater habe sie wegen seiner Wutanfälle gefürchtet; wegen seiner lässigen Art als „Freak“ habe sie ihn bewundert. Er sei als Handwerker viel zu Hause gewesen und habe ihr immer wieder praktische Fertigkeiten beigebracht. Abends sei ihr Vater oft betrunken gewesen, ihre Mutter sei dann ins Bett gegangen oder vom Vater weggeschickt worden, und sie habe ihm dann, obwohl sie eigentlich lieber geschlafen hätte, Gesellschaft leisten müssen. Der Vater habe auch sie und nicht die Mutter auf Bergtouren mitgenonmien, weil er deren Nähe kaum ertragen habe. Die Mutter habe auch nicht gemeinsam mit dem Vater essen dürfen, weil er behauptet habe, daß sie mit den Zähnen knirsche. Die Patientin erinnert sich auch, daß der Vater eines Abends betrunken zu ihr ins Bett gekommen sei und mit ihr habe schlafen wollen. Sie habe sich dem nur mit Mühe entziehen können, und sei sehr erschrocken und beschämt gewesen. Als sie sich am nächsten Morgen beim Vater darüber beschwert habe, habe dieser sie vor den Geschwistern bloßgestellt, indem er darüber Witze gerissen habe, wie prüde diese Familie sei, da der Vater nicht einmal mit seiner Tochter schlafen dürfe. Beide Eltern hätten versucht, sie jeweils in ein Bündnis gegen den anderen hineinzuziehen, und sie sei immer wieder sehr verwirrt über die widersprüchlichen Erwartungen in der Familie gewesen. Im Alter von 16 Jahren sei sie von ihrem Vater aus der Wohnung geworfen worden, da sie einen Freund gehabt habe, mit dem der Vater nicht einverstanden gewesen sei. Sie habe dann lange bei ihrer Großmutter, einer angesehenen ehemaligen Bürgermeisterin, gewohnt. Einerseits habe sie die Großmutter vor dem Vater und vor der Mutter geschützt, andererseits habe sie sie auch zur Ordnung und Arbeit gezwungen und sie sehr eingeengt.

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© 1988 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Lohmer, M. (1988). Entwicklungspsychologische Beiträge zur Genese der Borderlinestörung. In: Stationäre Psychotherapie bei Borderlinepatienten. Psychotherapie und Psychosomatik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-73557-8_6

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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